Editorial
Es gehört zum Fundament der Demokratie, allen Menschen Zugang zu politischen Informationen zu ermöglichen. Die öffentlich-rechtlichen Medien spielen hier eine entscheidende Rolle: Politische Willensbildung zu ermöglichen, ist eine der Kernaufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – und eine zentrale Kompetenz. Das zeigt eine Studie, die einmal im Jahr die sechs Fernsehnachrichtensendungen mit der größten Zuschauerreichweite in Deutschland auswertet. Im „Nachrichtenmonitor“ wird unter anderem untersucht, welcher Stellenwert politischen Nachrichten in den Sendungen „Tagesschau“ (20 Uhr), „heute“ (19 Uhr), „RTL aktuell“, „Sat.1 Nachrichten“, „Tagesthemen“ und „heute journal” eingeräumt wird. Für 2019 kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass politische Nachrichten in den öffentlich- rechtlichen Sendungen und Magazinen einen deutlich höheren Anteil haben. Speziell die Berichterstattung über das internationale politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Geschehen ist in den privaten Angeboten eingeschränkt. Die öffentlich- rechtlichen Medien bieten nicht nur mehr politische Inhalte, sondern auch Orientierung und die notwendige Einordnung in größere, auch globale, Zusammenhänge.
Zum Public Value der öffentlich-rechtlichen Medien gehört es, immer wieder gesellschaftlich zentrale Themen aufzugreifen und zu diskutieren. Die ARD-Themenwoche widmet sich einmal im Jahr einem solchen Thema. Im vergangenen Herbst ging es in den Fernseh-, Radio- und Internetangeboten der ARD eine Woche lang um „Zukunft Bildung“. Zu den Themen gehörte die vom hr produzierte, viel beachtete Dokumentation „Ungenügend!“ über den Selbstversuch der hr-Journalistin Petra Boberg, die mehrere Wochen als ungelernte Lehrkraft an einer Grundschule unterrichtete. Laut der Begleitforschung zur ARD-Themenwoche attestierten 71 Prozent der Befragten der ARD, einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft geleistet zu haben.
Das ist ein erfreuliches Ergebnis. Denn Public Value entsteht erst, wenn die gesellschaftlich wichtigen Themen auch tatsächlich ankommen in großen Teilen der Gesellschaft. Wenn es den öffentlich-rechtlichen Medien gelingt, nicht nur Themen zu setzen, sondern die Menschen gleichzeitig dafür zu interessieren und mit ihnen in den Dialog zu kommen. Mit der veränderten Mediennutzung und den Möglichkeiten der sozialen Netzwerke sind aus einem konsumierenden Publikum potenzielle Gesprächspartner geworden. Das ist eine große Chance für die öffentlich- rechtlichen Medien – und für die Demokratie in Deutschland.
MP 2/2020, S. 41
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