Editorial
Die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen. Ein Ziel, das sich viele Menschen setzen, um ihre Lust am Entdecken und das Staunen niemals zu verlieren. Was allerdings sollen Kinderaugen sehen? Zum Beispiel den Kinderkanal von ARD und ZDF (KiKA). Seine Inhalte sollen eine grundsätzliche Orientierung im unüberschaubar großen Medienangebot ermöglichen, den Blick der jungen Zielgruppe kritisch schärfen und insgesamt ein breites Wissen über die Welt sowie speziell zu Medien und Wirkmechanismen vermitteln. Ziel ist es, Kinder zu selbstbestimmten und souveränen Akteuren der Medienwelt zu machen. Wie mit dem interaktiven Medienmagazin „Timster“ für Grundschüler, aber auch deren Eltern. Oder KiKANiNCHEN: Das mehrfach ausgezeichnete, multimediale Vorschulangebot umfasst ein wochentäglich mehrstündiges Kinderprogramm sowie vielfältige Angebote auf der Website und App des Formats. Eltern und Pädagogen sind für den KiKA ebenfalls eine wichtige Zielgruppe.
Durch dieses Angebot sollen mündige Mitglieder unsere Gesellschaft heranwachsen, die gerne kritisch, aber ohne generelle Abwehrhaltung journalistischen Angeboten begegnen. Eine repräsentative Onlinebefragung der Universität Hohenheim bestätigt, dass journalistische Angebote nach wie vor hohe Vertrauenswerte erzielen. Es entwickelt sich allerdings auch eine große Gruppe mit geringem Vertrauen in den Journalismus. Diese medienskeptische Nutzergruppe kann in folgende drei Untergruppen unterteilt werden: Erstens „Enttäuschte Journalismus-Idealisten“ mit hohem Hintergrundwissen über den Journalismus und großen Erwartungen an die Medien, aber einer sehr geringen Meinung von seiner Qualität und Unabhängigkeit. Davon zu unterscheiden sind die „Diffus Medienskeptischen“, die von der Politik enttäuscht sind und die Medien als Teil einer Verschwörung wähnen. Die „Abgehängten Skeptiker“ schließlich wollen offenbar keinen Kontakt zum politisch- medialen Geschehen und stellen keine Erwartungen an den Journalismus (mehr). Trotz der Skepsis gegenüber journalistischen Medien finden sich kaum Belege für die These, dass sich weite Teile medienskeptischer Milieus vom Journalismus abkoppeln. Wir werden daher weiter unseren Ansatz verfolgen, mit möglichst hoher Transparenz unsere Arbeitsweisen zu zeigen. Und die Menschen aktiv dazu einzuladen, bei uns hinter die Kulissen zu blicken. In der jetzigen Zeit digital. Denn was es dort zu entdecken gibt, ist nicht nur für Kinderaugen interessant.
MP 4/2020, S. 109
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