Editorial

Heute schon online gewesen? Seit vielen Jahren nimmt die Internetnutzung in Deutschland zu. Nun bestätigt die aktuelle ARD/ZDF-Onlinestudie 2020, dass die digitale Mediennutzung auch bei Älteren sehr stark ansteigt. Im Vergleich zum Vorjahr sind vor allem Menschen ab 70 Jahren als Onliner hinzugekommen. Man kann bei ihnen zwar noch nicht von einer täglichen Routine sprechen, aber diese Bevölkerungsgruppe nutzt das Internet immer regelmäßiger. 94 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren sind nun zumindest gelegentlich online. Die generelle Internetnutzung ist damit im Vergleich zu 2019 noch einmal deutlich gestiegen.

Auch bei den Onlinevideos entwickelt sich die Nutzung bei älteren Zielgruppen besonders dynamisch: Für die ab 70-Jährigen spielen Streamingdienste zwar nur eine untergeordnete Rolle, aber sie suchen im Internet inzwischen häufiger nach Fernsehinhalten. Auch in der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen ist ein besonders dynamischer Anstieg zu beobachten – sie nutzen alle Videoangebote, Mediatheken, Streamingdienste und YouTube stärker.

Das belegt, wie wichtig es für die öffentlich-rechtlichen Sender ist, digitale Angebote auszubauen und dem Auftrag von Information, Bildung und Unterhaltung auch in einfach zugänglichen On-Demand-Angeboten nachzukommen. Mit gutem Grund gehören ARD-Mediathek und ARD-Audiothek zu den großen strategischen Schwerpunkten der ARD, auch in den Landesrundfunkanstalten. Deshalb überlegen unsere Programmmacher inzwischen bei jedem Thema, wie es für die unterschiedlichen Ausspielwege präsentiert werden kann. Die Zahlen zeigen, dass zunehmend auch ältere Menschen ihre Inhalte im Digitalen erwarten und nutzen, und dass es um mehr geht als darum, einen Generationenabriss zu verhindern.

In der aktuellen Corona-Pandemie beispielsweise hat es sich sehr bewährt, dass die öffentlich-rechtlichen Sender auch in der digitalen Welt zuhause sind. So konnten sie flexibel auf veränderte Nutzungsgewohnheiten eingehen, in sozialen Netzwerken streamen, auch junge Zielgruppen schnell erreichen und den Programmauftrag in der Krisensituation erfüllen. Dass so viele Menschen die Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender in dieser Zeit so gezielt genutzt haben, zeigt umgekehrt, dass auch junge Menschen in einer Zeit der Verunsicherung wissen, wo sie verlässliche, wahrheitsgemäße Berichterstattung erwarten können – sowohl linear als auch im Netz.

MP 9/2020, S. 461