Editorial
Geschlossene Spielplätze, Restaurants und Geschäfte, Arbeit von zu Hause statt im Büro oder sogar Kurzarbeit – die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Kontaktbeschränkungen haben für die Menschen in Deutschland vieles verändert. Die Medien haben in dieser Ausnahmesituation sehr viel dafür getan, über das Virus, die sich ständig ändernden Regeln und die Hintergründe zu informieren. Hierbei spielte der öffentliche-rechtliche Rundfunk eine zentrale Rolle für die Menschen. Vor allem die Fernsehangebote wurden während der Kontaktbeschränkungen im Frühjahr noch besser bewertet als davor. Besonders ausgeprägt waren die Zuwächse etwa in den Bereichen Kompetenz, Glaubwürdigkeit, Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und Unabhängigkeit. Auch die 14- bis 29-Jährigen haben den öffentlich-rechtlichen Rundfunk stärker zu schätzen gelernt. Zeitungen und Zeitschriften wurden ebenfalls besser bewertet als zuvor, die Zuwächse für kommerzielle Fernseh- und Radioangebote dagegen fielen deutlich geringer aus. Mit Blick auf die Mediennutzung lässt sich festhalten, dass nicht alle Mediengattungen im gleichen Maße von den mit der Pandemie einhergehenden Kontaktbeschränkungen im Frühjahr profitiert haben. Im Videobereich wurde das lineare Fernsehen stärker genutzt, auch kommerzielle Streamingdienste wurden beliebter; im Printbereich erwies sich das Buch als größter Profiteur des erzwungenen Zuhausebleibens.
Wie und wo sich die Menschen während der Krise informiert haben – das zeigt eine andere Studie –, hatte einen entscheidenden Einfluss auf ihre Sicht der Ereignisse. Hier lässt sich der Wert von Qualitätsjournalismus – egal ob öffentlich-rechtlich oder kommerziell – deutlich erkennen. Wer sich vor allem bei alternativen Nachrichtenangeboten und einflussreichen, meist nicht-journalistischen Multiplikatoren informierte, hatte eher den Eindruck einer angsterfüllten und dramatisierten öffentlichen Debatte. Anders bei den journalistischen Angeboten, das oft und gerne gezeichnete Bild, dass die Menschen den Journalisten nicht trauen, stimmt nicht. Nach einem großen Informationsbedürfnis zu Beginn der Pandemie, ging die Nutzung im Verlauf der Krise etwas zurück. Davon waren vor allem weniger etablierte Medien betroffen. Die Menschen schreiben den etablierten Medien ein hohes Maß an Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit zu. Insbesondere die Berichterstattung des öffentlich- rechtlichen Rundfunks wurde als konstruktiv und besonnen bezeichnet. All das gibt Mut für die kommenden Monate, lädt aber nicht zum Ausruhen ein. Denn das Vertrauen der Menschen in ihre Arbeit müssen sich Journalistinnen und Journalisten jeden Tag neu verdienen.
MP 11/2020, S. 525
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