Heft 12

Manfred Krupp

Editorial

Welche Medien konsumieren wir wo und wann – und wie bewerten wir das, was uns dort geboten wird? Antworten liefert die ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie. Sie stellt fest: Wir wollen seit 20 Jahren unverändert im Fernsehen Information, Spaß und Entspannung. Im Radio suchen wir das Gleiche, aber in anderer Reihenfolge: Spaß, Information und Entspannung. Wer Zeitungen oder Zeitschriften liest, will sich vor allem informieren. Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk schreiben die Menschen weiterhin eine hohe Kompetenz, Glaubwürdigkeit und eine hohe gesellschaftliche Bedeutung zu. Die kommerziellen Fernsehanbieter werden in fast allen Kategorien deutlich schwächer bewertet. Im Bereich Unterhaltung haben die klassischen Medien die stärkste Konkurrenz von Video- und Audio-Streamingdiensten ebenso wie von Videoportalen bekommen. Die Jüngeren fühlen sich dort im Hinblick auf persönliches Gefallen, Bedeutung und Erlebnisqualität besser abgeholt. Genau deswegen legt die ARD den Fokus auf ihre Mediathek und Audiothek.

Medien sind auch wichtig für die Integration. Wie nutzen Migrantinnen und Migranten Medien im Vergleich zur deutschen Bevölkerung ohne Migrationshintergrund? Das meistgenutzte Medium für politische Nachrichten ist für alle Bevölkerungsgruppen das Fernsehen. Auch bei der Radionutzung gibt es kaum Unterschiede. Allerdings nutzen Menschen mit Migrationshintergrund seltener Zeitungen zur Information über Politik. Das Vertrauen in deutsche Medien ist bei Befragten mit Migrationshintergrund größer als das in die Medien ihres Herkunftslandes.

Für manche Menschen ist ein „Tatort“ ohne die gleichzeitige Begleitung über Twitter inzwischen nicht mehr denkbar. Linear fernsehen und sich gleichzeitig auf Drittplattformen über den Inhalt austauschen – dieses Phänomen trägt den Namen Social TV 2.0. Einen Schritt weiter geht funk. Das Contentnetzwerk von ARD und ZDF generiert Inhalte für die direkte Verbreitung auf Drittplattformen – das wird als Social TV 3.0 bezeichnet. Der hr produziert unter anderem die Formate World Wide Wohnzimmer und Coldmirror für das Netzwerk. Bei den funk-Formaten wird die jeweilige Zielgruppe häufig direkt über Anregungs- und Feedbackmöglichkeiten beteiligt. Das intensive Communitymanagement führt dazu, dass die Nutzerinnen und Nutzer sich stark einbezogen fühlen, und kann dadurch zu dem hohen gemeinschaftlichen Wert der öffentlich-rechtlichen Medien beitragen. So, dass wir auch im Netz für Spaß, Entspannung und Information sorgen.

 

MP 12/2020, S. 601

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