Massenkommunikation 1964-2020: Mediennutzung im Langzeitvergleich
Ergebnisse der ARD/ZDF-Langzeitstudie
Die ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie begleitet den Medienwandel in Deutschland inzwischen mehr als ein halbes Jahrhundert. Nach kontinuierlichem Anstieg in früheren Jahrzehnten ist die Mediennutzung im Vergleich zu 2015 stabil. 2020 verbringt die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren im Durchschnitt fast 9,5 Stunden pro Tag (brutto, einschließlich Internetanwendungen wie Kommunikation, Gaming und Shopping) mit Medienangeboten, und die parallele Mediennutzung ist auf knapp 80 Minuten pro Tag gestiegen. Während insgesamt eine Sättigungsgrenze erreicht scheint, ist die Brutto-Mediennutzungsdauer der 14- bis 29-Jährigen seit 2015 um eine Stunde auf jetzt knapp 10,5 Stunden angewachsen. Für junge Menschen sind parallele Nutzungsoptionen zunehmend alltagsrelevant: Täglich werden Medien zwei Stunden parallel konsumiert – es kommt zu einer Verdichtung der Mediennutzung.
Die Nutzung medialer Inhalte über das Internet ist erheblich angestiegen – nicht zuletzt wegen des Bedürfnisses der Menschen nach orts- und zeitsouveränem Medienkonsum. Streamingdienste (Netflix, Amazon Prime Video, Spotify etc.) und Videoportale (YouTube u. a.) haben stark an Bedeutung gewonnen. Der Wettbewerb um die Zeitbudgets der Bevölkerung wird immer intensiver. Dies haben im Laufe der Jahrzehnte besonders nachdrücklich gedruckte Zeitungen und Zeitschriften erfahren. Trotz des Medienwandels sind Fernsehen und Radio in der Gesamtbevölkerung nach wie vor die nutzungsstärksten Angebote. Sie haben sich an das veränderte Konkurrenzumfeld angepasst. Allerdings nutzen 14- bis 29-Jährige Streamingdienste und Audio- bzw. Videoportale bereits mehr als lineares Fernsehen und Radio.
Die Struktur der Mediennutzung im Tagesverlauf mit den unterschiedlichen Primetimes von Bewegtbild, Audio und Text ist im Langzeitvergleich stabil. Allerdings hat die Bewegtbildnutzung in den frühen Morgenstunden, am Vor- und Nachmittag sowie am Vorabend zugenommen. Durch Streamingdienste und Onlineportale haben sich die Nutzungsmuster ausdifferenziert. Damit einher ging eine Diversifizierung der Geräteausstattung. Mobile Mediengeräte haben an Bedeutung gewonnen.
Das lineare Fernsehen hat während der Corona-Krise vom gestiegenen Informations- und Unterhaltungsbedürfnis profitiert, sodass man von einem Comeback der Massenkommunikation sprechen kann. Andererseits wurden in der Krise auch Video- und Audio-Streamingdienste sowie Videoportale intensiver genutzt.
MP 8/2020, S. 410-432
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