Massenkommunikation 2020: Nutzungsmotive und Leistungsbewertungen der Medien
Ergebnisse der ARD/ZDF-Langzeitstudie
Die ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie liefert Erkenntnisse, warum Menschen bestimmte Medienangebote nutzen (Nutzungsmotive) und wie sie deren Leistungen bewerten. Trotz der Dynamik erweisen sich die Bedürfnisse und Stimmungslagen, in denen Medien genutzt werden, insgesamt als recht stabil. Seit dem Jahr 2000 sind die Hauptnutzungsmotive des Fernsehens unverändert Information, Spaß und Entspannung. Die gleichen Nutzungsmotive, nur in anderer Reihenfolge, prägen ebenfalls seit 20 Jahren das Radio: Spaß, Information und Entspannung. Fernsehen und Radio sind somit Informations- und Unterhaltungsmedien mit einem breiten Spektrum an Nutzungsmotiven. Wer Zeitungen oder Zeitschriften liest, will sich vor allem informieren.
Vorwiegend im Unterhaltungsbereich sind den klassischen Medien Konkurrenten erwachsen: Onlineportale und Streamingdienste haben sich insbesondere in jüngeren Bevölkerungsgruppen etabliert. Hinzu kommen Mediatheken bzw. Audiotheken, die nicht nur zwecks Unterhaltung genutzt werden, sondern auch der Information dienen. In der Leistungsbewertung punkten Video- und Audio-Streamingdienste ebenso wie Videoportale mit hoher Nähe zu ihren Nutzern – sowohl im Hinblick auf persönliches Gefallen als auch auf die persönliche Bedeutung und eine hohe Erlebnisqualität im Sinne unterhaltsamer Inhalte. Die globalen Onlineplattformen wie Netflix, Amazon Prime Video, YouTube und Spotify werden von Jüngeren deutlich besser bewertet als vom Gesamtpublikum.
Im Wettbewerb der Medienanbieter verfügt der öffentlich- rechtliche Rundfunk über ein breites Leistungsportfolio, hohe Kompetenz, Glaubwürdigkeit und eine hohe zugeschriebene gesellschaftliche Bedeutung. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung nutzt öffentlich-rechtliche Medienangebote, um sich über das politische Tagesgeschehen auf dem Laufenden zu halten. Die privaten Fernsehanbieter haben anscheinend ein Imageproblem: In fast allen Leistungskategorien, also auch hinsichtlich Glaubwürdigkeit, Kompetenz, gesellschaftlicher Relevanz und persönlicher Wichtigkeit, werden sie deutlich schwächer bewertet.
MP 12/2020, S. 602-625
- Download Volltext 649 KB, pdf
Zurück zur Übersicht