Heft 12

Timo Tonassi/Alex Wittlif/Christian Schemer

Mediennutzung und Medienvertrauen von Migranten

Untersuchung auf Basis des SVR-Integrationsbarometers 2018

Die Nutzung von Medien ist ein wichtiger Aspekt der Integration von Migrantinnen und Migranten, denn hier können sie Informationen zu Fragen und Problemen finden, die sie unmittelbar betreffen. Als Form der Teilhabe liefert Medien- und Informationsnutzung den Migranten aber auch Orientierung über zentrale Bedingungen des aufnehmenden Landes, wie etwa den Arbeitsmarkt, politische Debatten oder herrschende Wertvorstellungen.

Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Mediennutzung unterschiedlicher Gruppen von Migranten im Vergleich zur deutschen Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Von Interesse ist dabei nicht nur der Umfang der Nutzung unterschiedlicher Informationsquellen, sondern auch inwieweit die unterschiedlichen Gruppen den Medien vertrauen. Basis der Analysen sind Daten des SVR-Integrationsbarometers 2018. Das Barometer misst die Sichtweisen und Bewertungen auf beiden Seiten der Einwanderungsgesellschaft.

Das meistgenutzte Medium für politische Nachrichten ist für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund das Fernsehen. Auch bei der Radionutzung zu politischen Informationszwecken finden sich kaum Unterschiede, deutlichere dagegen bei der Zeitungsnutzung: Menschen mit Migrationshintergrund nutzen seltener Zeitungen zur Information über Politik als Menschen ohne Migrationshintergrund.

Wichtige Faktoren sind Bildung und Sprachkenntnisse. Höher Gebildete mit Migrationshintergrund informieren sich häufiger in den Medien über das politische Geschehen. Informieren sich Menschen mit Migrationshintergrund überwiegend oder ausschließlich auf Deutsch, steigt die Mediennutzung.

Das Vertrauen in deutsche Medien ist bei Befragten mit Migrationshintergrund größer als das in die Medien ihres Herkunftslandes bzw. dem Herkunftsland ihrer Eltern. Insbesondere Neuzugewanderte aus Ländern mit wenig Pressefreiheit haben großes Vertrauen in deutsche Medien. Bei Zugewanderten, die bereits länger in Deutschland leben, vergrößert sich allerdings die Medienskepsis, sie nähern sich damit den in Deutschland Geborenen ohne Migrationshintergrund an.

 

MP 12/2020, S. 626-635



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