Heft 4

Holger Schramm/Nicole Liebers/Ninon Lauber

Nutzungsmotive für Heimatsendungen im Fernsehen

Ergebnisse einer Onlinebefragung

Der Begriff Heimat umfasst für viele Menschen neben ihrem Zuhause auch viele weitere Aspekte, wie zum Beispiel den Ort, an dem man aufgewachsen ist, oder Personen, zu denen man sich zugehörig fühlt, oder Gefühle wie Geborgenheit, Sicherheit und Gemütlichkeit. Wachsende globale und individuelle private Unsicherheiten verstärken die Bedeutung dieser Gefühle, die durch zahlreiche Fernsehformate bedient werden. Die vorliegende Studie, die im Frühjahr/ Sommer 2019 vor dem Hintergrund theoretischer Erkenntnisse, zum Beispiel zu sozialer Identität, durchgeführt wurde, gibt eine Antwort auf die Frage, welche Motive für die Nutzung heimatbezogener Fernsehsendungen eine Rolle spielen und inwieweit persönliche Prädispositionen, Lebensumstände wie auch soziodemografische Faktoren die Ausprägung bestimmter Motive erklären können.

Heimatbezogene Fernsehsendungen finden ein breites Publikum. Im Vordergrund des Publikumsinteresses stehen Serien/Soaps oder Krimis/Polizeiserien mit Heimatbezug, aber auch regionale Nachrichtensendungen und Sendungen über Land und Leute sowie regionale Naturdokumentationen, geschichtliche Dokumentationen, Heimatfilme oder Kochsendungen mit Heimatbezug und regionale Quizshows. Je nach Alter und Geschlecht der Befragten bestehen unterschiedliche Genrepräferenzen.

Die wichtigsten Nutzungsmotive für fiktionale TV-Heimatsendungen sind Stimmungsregulierung, Ästhetik und Habitualisierung sowie ein Bedürfnis nach „heiler Welt“, Wertevermittlung wie auch Sicherheit und Halt. Ganz anders ist die Motivlage bei den non-fiktionalen Sendungskategorien: Sowohl regionale Nachrichtensendungen als auch regionale Kulturdokumentationen und Sendungen über Land und Leute erzielen hohe Zustimmungswerte bei den Motiven Information und Inspiration. Auch die Nutzungsmotive unterscheiden sich in einzelnen Bevölkerungsgruppen. Außerdem besteht ein Zusammenhang zwischen persönlichen Prädispositionen und Nutzungsmotiven.

 

MP 4/2020, S. 170-180



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