Heft 2

Bernard Domenichini

Radio, Musik und Podcasts im digitalen Transformationsprozess

Audioversum-Studie 2020

Die Studie „Audioversum 2020“ der AS&S Radio verfolgte das Ziel, ein umfassendes Bild der Audionutzung zu zeichnen. Dafür wurden alle Audioformen einbezogen: klassisches Radio, Musik, Hörbücher, Hörspiele und Podcasts. Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die historisch gewachsene Marktstruktur nach wie vor Bestand hat: Die einzelnen Audioformen bilden separate Teilmärkte im Audiomarkt. Allerdings diversifizieren sich die Verbreitungswege, Formate und Endgeräte bzw. Plattformen für Audioinhalte.

Die Studie orientierte sich methodisch an der Media Analyse (ma 2019 Audio II), sodass die Daten als kompatibel eingestuft werden können. Es wurden 2 000 Personen ab 14 Jahren zu ihrer Medien- und Gerätenutzung im Tagesablauf, dem Besitz von Audiogeräten, der generellen persönlichen Nutzung von Audioformen und der Nutzungsfrequenz befragt. Bedeutsam für die Entwicklung der Audionutzung ist unter anderem die Geräteausstattung: Laut der Studie haben 99 Prozent der Bevölkerung Zugang zu mindestens einem radiofähigen Endgerät, 96 Prozent zu einem Endgerät zur individuellen Musiknutzung sowie 93 Prozent zu einem podcastfähigen Endgerät. Die wachsende Vielfalt an Zugangsmöglichkeiten führt zu entsprechend intensiver Nutzung, was Audio insgesamt zugutekommt. Die durchschnittliche Tagesreichweite der Gattung Audio von Montag bis Sonntag (sämtliche Radio-, Musik-, Podcast- und Hörbuchnutzung) liegt bei 86 Prozent.

Die fortschreitende Digitalisierung wirkt sich der Studie zufolge am stärksten auf den Musikmarkt aus. Hier ist eine Binnenverschiebung von der tonträgerbasierten zur streamingbasierten Nutzung und dem damit einhergehenden Wandel der Finanzierungsmodelle zu beobachten. Im Vergleich zum Musikmarkt zeigte sich in der Befragung die große Stabilität des Radiomarktes. Klassisches Radio erreicht über alle Verbreitungswege täglich 54 Millionen Personen. Livestreaming wird hingegen täglich nur von 3,5 Millionen Menschen zum Hören klassischer Radioprogramme genutzt. 0,5 Millionen Personen hören täglich Web-only-Radios. Aufgrund dieses Hörerverhaltens ist auch der Radio-Werbemarkt entsprechend stabil.

 

MP 2/2020, S. 53-61



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