Soziales Fernseherleben: Social TV
Formen, Dynamiken und Entwicklungen am Beispiel des Contentnetzwerks funk
Der Begriff Social TV beschreibt verschiedene Formen des sozialen Fernseherlebens. Hierbei geht es unter anderem um die Kommunikation zwischen Rezipienten während oder im Anschluss an das Anschauen von Fernsehinhalten. Dieser Austausch findet vor allem in sozialen Netzwerken statt, zum Beispiel über die Verwendung von Hashtags zu Fernsehsendungen in Twitter oder Facebook. Diese Form der fernsehbezogenen Kommunikation über öffentliche digitale Kommunikationsnetzwerke wird als Social TV 2.0 bezeichnet.
Um vor allem auch jüngere Zielgruppen anzusprechen, die Bewegtbildinhalte häufig vorrangig über das Internet nutzen, haben Contentanbieter Social TV als Teil ihrer Distributionsstrategie etabliert und Möglichkeiten der Teilhabe von Zuschauern in sozialen Netzwerken ausgeweitet. Diese Art einer partizipativen Medienkultur funktioniert zum Beispiel über gezielte Fragen an die Zuschauer, die Verwendung von Sendungs- oder Themen-Hashtags, Zusatzangebote oder Livechats parallel zu einer Fernsehsendung. Anders als bei Social TV 2.0 als Effekt der alltäglichen Mediennutzung von Zuschauern entsteht diese Form – Social TV 3.0 – durch eine veränderte Media Policy von Sender- und Sendungsverantwortlichen, die auf die Gestaltung von Inhalten für die direkte Verbreitung auf Drittplattformen abzielt.
Das Contentnetzwerk funk von ARD und ZDF spricht als solches Angebot Personen zwischen 14 und 29 Jahren an. Die mehr als 70 Formate des dezentralen Netzwerks werden bei YouTube und anderen Social-Media- Kanälen bereitgestellt und die jeweilige Community häufig direkt über Anregungs- und Feedbackmöglichkeiten einbezogen. Auch die Verknüpfung mit dem klassischen Fernsehen zählt zur Distributionsstrategie des Netzwerks. Beispiele hierfür sind Sendungen, die nicht nur via YouTube, sondern auch im linearen TV ausgestrahlt werden oder als rein lineare Formate etabliert werden, zum Beispiel mit bekannten funk-Moderatoren. Das intensive Communitymanagement führt zu starkem Involvement der Zuschauer und kann dadurch zum hohen gemeinschaftlichen Wert der öffentlich-rechtlichen Medien beitragen.
MP 12/2020, S. 649-660
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