Tendenzen im Zuschauerverhalten
Nutzungsgewohnheiten und Reichweiten im Jahr 2019
Der Umfang der Fernsehnutzung hat 2019 Jahr erneut etwas abgenommen – von 217 Minuten auf 211 Minuten pro Tag. Damit ist zum ersten Mal, seit die GfK die Fernsehnutzung misst, die Sehdauer drei Jahre in Folge rückläufig. Der leichte Rückgang der Sehdauer geht vor allem vom jüngeren, unter 50-jährigen Teil der Bevölkerung aus; bei den Älteren, ab 70-Jährigen, ist dagegen keine Trendwende zu erkennen. Das ZDF war mit einem Marktanteil von 13,0 Prozent auch 2019 der meistgesehene Sender vor dem Ersten Programm (11,3 %) und RTL (8,4 %). Die Fragmentierung des Nutzungsverhaltens setzt sich fort, die großen, etablierten Sender geben Zuschauer an eine Vielzahl kleinerer Spartensender ab.
Die deutschen Zuschauer verbringen nach wie vor den größten Teil ihrer Fernsehzeit mit Filmen und Serien, die zweitgrößte Bedeutung haben alle Formen von Informationsmagazinen und -reportagen. Die tägliche „Tagesschau“-Ausgabe um 20 Uhr weist mit täglich 9,795 Millionen Zuschauern die höchste Sehbeteiligung aller Nachrichtensendungen im deutschen Fernsehen auf. Unter den Nachrichtenmagazinen wird das „heute journal“ des ZDF bevorzugt eingeschaltet.
Die leicht rückläufige Sehdauer bedeutet jedoch nicht, dass insgesamt weniger Zeit vor dem Fernsehbildschirm verbracht wird. Die Lücke wird geschlossen mit dem zeitsouveränen Abruf von Sendungen, Videos und anderen Bewegtbildern auf Fernsehern, Computern und mobilen Endgeräten. Bei den 14- bis 29-Jährigen nimmt dieser Nutzungsmodus bereits mehr Zeit in Anspruch als die klassische lineare Fernsehnutzung.
Ein Teil der Bewegtbildnutzung entfällt auf die Mediatheken der Fernsehsender. 2019 wurden die Mediatheken der beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme an einem durchschnittlichen Tag von jeweils etwa 600 000 Nutzern aufgerufen. Bei einigen TV-Formaten trägt die Mediathekennutzung bereits mit mehr als 10 Prozent zur konvergenten Reichweite bei. Über den gesamten Konsum der von den Fernsehsendern angebotenen Inhalte hinweg beträgt der Anteil der Mediathekennutzung derzeit aber erst rund 1 Prozent.
MP 3/2020, S. 110-125
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