Heft 11

Sascha Hölig/Julia Behre

Aktuelle Entwicklungen bei der Nachrichtennutzung in Deutschland

Befunde aus dem Reuters Institute Digital News Survey 2021

Im Kontext der Corona-Pandemie wird einmal mehr deutlich, dass medienvermittelte Nachrichten ein zentrales Orientierungsangebot darstellen. Nie zuvor standen mehr Inhalte, Anbieter, Trägermedien und Geräte zur Verfügung. Welche Arten von Nachrichten aktuell von Interesse sind und welche Wege genutzt werden, um diese zu finden, wird seit 2012 jährlich im Rahmen des Reuters Institute Digital News Survey untersucht. Die Studie, die im Frühjahr 2021 in 46 Ländern mit über 92 000 Befragten durchgeführt wurde, nimmt auch das Medienvertrauen in den Blick. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit den Ergebnissen des deutschen Studienteils.

Insgesamt erweist sich die Nachrichtennutzung der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland im Jahr 2021 mit Blick auf Nachrichteninteresse und Nutzungshäufigkeit vergleichsweise stabil. Fernseh- und Radionachrichten erreichen ähnlich viele Menschen wie in den Vorjahren. In der Langzeitbeobachtung zeichnen sich allerdings deutliche Tendenzen ab: Während das klassische Fernsehen an Nutzungsanteilen verliert, gewinnt das Internet als Nachrichtenquelle hinzu, sodass beide Gattungen sich bezüglich der wöchentlichen Nutzung im Jahr 2021 auf gleichem Niveau angenähert haben. Obwohl 18- bis 24-Jährige das Internet als bevorzugte Nachrichtenquelle heranziehen, sollte die Rolle des linearen Fernsehens in dieser Altersgruppe nicht unterschätzt werden. Knapp die Hälfte der befragten jungen Internetnutzer schaut mindestens wöchentlich Fernsehnachrichten. Allerdings gewinnen auch die Rundfunkangebote im Internet über alle Altersgruppen hinweg stetig Reichweite dazu.

Zweifelsohne nutzen große Anteile der Bevölkerung auch soziale Medien, als alleinige Nachrichtenquelle werden diese jedoch selten zurate gezogen. Auch die Zahl der Internetnutzenden, die sich über soziale Medien aktiv in das Nachrichtengeschehen einbringen (beispielsweise über Kommentare), liegt seit Beginn der Befragung unverändert bei unter 20 Prozent. Einen weiteren Hinweis auf die ambivalente Rolle sozialer Medien liefert die Abfrage der Vertrauenswerte: Nachrichten in sozialen Medien wird Jahr für Jahr deutlich weniger vertraut als Nachrichten im Allgemeinen oder von bestimmten Qualitätsnachrichtenmarken.

MP 11/2021, S. 575-587



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