Das heterogene Fernsehpublikum und seine typischen Erlebnisweisen im Zeitvergleich
TV-Erlebnistypen und ihre Charakteristika im digitalen Zeitalter
Fernsehen steht für emotionales Erleben, für Vergnügen, Entspannung und Orientierung, für Informationen, für Hilfe zur Meinungsbildung, für Anregungen zum Nachdenken. Fernsehen bietet Ausgleich und Zeitvertreib und ermöglicht soziales Erleben. Aber nicht alle Zuschauer erleben das Gleiche. Die vorliegende Untersuchung sollte diejenigen Publikumssegmente identifizieren, die sich durch ihre spezifischen Fernseherlebnisweisen ähneln bzw. unterscheiden. Ausgehend von fünf TV-Erlebnisfaktoren sowie mit Hilfe clusteranalytischer Verfahren konnten sieben unterschiedliche „Fernseh-Erlebnistypen“ ermittelt werden: die Involvierten Begeisterten, die Emotionalen Genießerinnen, die Emotionalen Wissensdurstigen, die Habituellen Informationssuchenden, die Distanzierten Orientierungssuchenden, die Genügsamen Stressbewältigerinnen sowie die Distanzierten Skeptiker.
Wie bereits die Vorgängerstudie aus dem Jahr 2003 zeigt auch die aktuelle Folgestudie: Die Faktoren Emotionalität und Orientierung sind unverändert die Grundpfeiler des Fernseherlebens. Jedoch deutlich stärker noch als vor knapp 20 Jahren trägt das Fernsehen gleichermaßen auch zum Ausgleich, zur Ablenkung von Alltagssorgen und zum Zeitvertreib bei. Besonders an Bedeutung zugenommen hat das soziale Erleben beim Fernsehen, also das Gefühl dazuzugehören, am Leben anderer teilzunehmen, die teilweise wie gute Freunde sein können. Gerade das soziale Erleben hat besonders in den Publikumssegmenten an Bedeutung gewonnen, die häufiger als andere non-lineares Fernsehen nutzen. Nach wie vor kann mit den fünf Faktoren Emotionalität, Orientierung, Ausgleich, Zeitvertreib und soziales Erleben das positive Fernseherleben des Publikums hinreichend beschrieben werden.
Das Fernsehpublikum hat sich seit 2003 in seiner Zusammensetzung hinsichtlich der TV-Erlebnisfaktoren verändert, auch wenn die Dimensionierung der TV-Erlebnisfaktoren stabil geblieben ist. Einige Typen sind geblieben, haben teilweise an relativem Gewicht gewonnen, andere sind weggefallen oder in neue TV-Erlebnistypen integriert worden. Die Ergebnisse zeigen vor allem, dass diejenigen, die mit Fernsehen, sei es linear oder non-linear, ein intensives Allrounderlebnis verbinden, deutlich mehr geworden sind.
MP 1/2021, S. 33-44
- Download Volltext 510 KB, pdf
Zurück zur Übersicht