Heft 4

Manfred Krupp

Editorial

Unsere öffentlich-rechtlichen Medienhäuser verändern sich, um mit der sich wandelnden Mediennutzung Schritt zu halten. Dass in der erweiterten Angebotsvielfalt unsere linearen Angebote dennoch weiterhin eine wichtige Rolle spielen, hat nicht zuletzt die Coronapandemie gezeigt. Die Menschen haben wieder mehr lineares Fernsehen geschaut, die Streamingnutzung hat allerdings insgesamt ebenfalls weiter zugenommen. Die Zahlen lassen keinen Zweifel daran, dass junge Menschen mehr und mehr onlinebasierte Medien nutzen. Aber selbst von ihnen werden darüber hinaus lineare Angebote genutzt. Zwei Studien haben diese Zielgruppe im Blick: Eine Analyse der Fernsehnutzung 2020 der Drei- bis 13-Jährigen hat ergeben, dass öfter ferngesehen wurde. Von den sechs Kinder(voll)programmen im Free-TV wurden die Sendungen des Kinderkanals KiKa besonders häufig geschaut. Das öffentlich-rechtliche Angebot erreicht gegenüber der privaten Konkurrenz mit gut 16 Prozent den größten Marktanteil.

Die Studie „Kindheit, Internet, Medien“ (KIM) wiederum belegt, dass 2020 die digitale Ausstattung – Streamingdienste, internettaugliche Fernsehgeräte, PC, Laptops und Tablets – in den Haushalten insgesamt zugenommen hat. Lineares Fernsehen ist nach wie vor Alltagsmedium. Bei älteren Kindern ab etwa zehn Jahren bekommen die sozialen Medien, speziell TikTok, und onlinebasierte Bewegtbildangebote mehr Relevanz zu Lasten des klassischen Fernsehens.

Neben Bewegtbild spielt das klassische Radio nach wie vor eine wichtige Rolle im Alltag, wie die Langzeitstudie „ARD/ZDF-Massenkommunikation“ zeigt. Obwohl der Audiobereich zunehmend auch über Apps, Sprachassistenten oder on-demand genutzt wird, hören 70 Prozent der Menschen etwa drei Viertel ihrer Audio-Nutzungszeit klassisches Radio. Nur junge Menschen nutzen generell Streamingdienste mittlerweile häufiger.

Welche Studie man auch anschaut, aus allen spricht der Umbruch in der Mediennutzung. Obwohl es für die öffentlich-rechtlichen Medienhäuser eine besondere Herausforderung ist, sich gleichzeitig bei Onlineangeboten neu aufzustellen und die gewohnten linearen Angebote weiterhin anzubieten, hat die Pandemie doch gezeigt, dass beide Wege für den gesellschaftlichen Auftrag unerlässlich sind.

 

MP 4/2021, S. 201

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