Heft 9

Manfred Krupp

Editorial

Die Demokratie braucht Nachrichtenmedien, die von den Menschen genutzt werden, damit sie ihre Funktion für die Demokratie erfüllen können. Das ist die Ausgangsthese des ländervergleichenden Projekts „Media Performance and Democracy“ verschiedener Universitäten aus der D-A-CH-Region. Es hat die Qualität der wichtigsten Nachrichtenmedien in Deutschland, Österreich und der Schweiz untersucht. Ein erfreuliches Ergebnis des Projekts: Insgesamt steht in Deutschland ein hochwertiges Qualitätsangebot zur Verfügung, das durch eine vielfältige Medienlandschaft garantiert wird.

Reichweite, Relevanz, Vielfalt und Vertrauen wurden betrachtet. Die unterschiedlichen Medientypen zeigen deutliche Unterschiede. Bei Einordnungsleistung und professionellen Standards hat die Boulevardpresse beispielsweise große Defizite. Den Angeboten der „Tagesschau“ werden dagegen hohe Standards, thematische Vielfalt und weitreichende journalistische Eigenleistungen attestiert. Großes Vertrauen in „ihre“ Medien haben die Nutzerinnen und Nutzer öffentlich-rechtlicher Fernsehnachrichten und überregionaler Tageszeitungen. Boulevard- und Gratiszeitungen sowie private Fernsehanbieter haben zwar eine hohe Reichweite, werden aber von Menschen genutzt, die eher weniger Interesse an Nachrichten und wenig Vertrauen in Medien haben. Das gilt sogar für die Medien, die sie selbst nutzen. Qualitativ hochwertige Nachrichten, die auch eingeordnet werden, erreichen also nicht zwangsläufig Nutzerinnen und Nutzer. Das bestätigt, dass der öffentlich- rechtliche Rundfunk weiter danach streben muss, mit seinen Angeboten eine Gesamtöffentlichkeit zu erreichen.

Neben der Frage, welche Medien genutzt werden, ist auch die nach dem „Warum“ wichtig. In der Medienforschung fokussiert sich der „Nutzen- und Belohnungs“(„ Uses- and Gratifications“)-Ansatz auf Motive, aus denen heraus Menschen Medien nutzen. Er betrachtet beispielsweise das „Mood Management“ oder auch emotionale Prozesse bei der Auswahl und Wirkung von Medien. Im Audiobereich – so aktuelle Ergebnisse des ARD-Forschungsdienstes – erfüllen Radio, Podcasts und Audiostreaming unterschiedliche Funktionen. So ist das Hören von Podcasts auch sozial attraktiv – es ist ein moderner Medientyp und man kann mitreden. Das klassische Radio trägt mit seiner Inhaltsvielfalt zum Wohlbefinden bei. Es ist ein Nebeneinander von digital und linear, das für Medienmacher eine große Herausforderung ist, das aber wohl typisch ist für eine Zeit des Umbruchs und Übergangs.

MP 9/2021, S. 429

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