Heft 12

Manfred Krupp

Editorial

Nicht nur Medienunternehmen reagieren auf den digitalen Wandel und neue Nutzungsgewohnheiten, sondern zum Beispiel auch Parteien. Eine Untersuchung anlässlich der vergangenen Bundestagswahl lässt dabei Parallelen zu den Entwicklungen bei den Medien erkennen. Der Wahlkampf – so die Studie – wurde crossmedial. Im Schnitt hatte jede Partei mehr als 20 Kanäle zu bespielen, von der klassischen Plakatwand bis hin zu sozialen Netzwerken und Messengerdiensten. Zusätzlich zu dieser Bandbreite setzten einzelne Parteien auch auf Spartenkanäle, um dort ihre Zielgruppen zu erreichen, wie das Karrierenetzwerk LinkedIn oder die gezielte Ansprache mit dem klassischen Brief per Direct Mailing. Trotz dieser Vielfalt haben klassische Formate wie Parteitage, Plakate, Radio- und Fernsehspots ihre angestammte Rolle und Bedeutung behalten. Vor allem die Fernsehwahlkampf-Formate wie das neue TV-Triell wurden von den Parteien als zentral bewertet.

Die TV-Quoten zeigen, dass die Trielle mehr als 15 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer hatten. Der Großteil davon – 11 Millionen Menschen – sah die Ausstrahlung bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Auch allgemein war für die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, so eine weitere Untersuchung, das Fernsehen das wichtigste Medium, um sich über die Wahl zu informieren. Mehr als zwei Drittel der Befragten nutzten hier die Angebote, auf das Internet griffen 48 Prozent zurück. Bei den unter 50-Jährigen dagegen war das Internet bereits das meistgenutzte Medium. In beiden Bereichen wurde der öffentlichrechtliche Rundfunk von den Nutzerinnen und Nutzern deutlich besser bewertet als die kommerziellen Anbieter. Der Berichterstattung von ARD und ZDF wurde eine größere Seriosität, Glaubwürdigkeit und Vielfalt zugeschrieben sowie eine faire Berichterstattung. Auch die öffentlich-rechtlichen Onlineplattformen schnitten besser ab, mehr als zwei Drittel bewerteten die Berichterstattung dort als sehr gut oder gut.

Das Bundesverfassungsgericht hat zuletzt im Juli festgestellt, wie unerlässlich der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist. So sei es in Zeiten komplexen Informationsaufkommens und einseitiger Darstellungen in Filterblasen und Fake News seine Aufgabe, durch authentische, sorgfältig recherchierte Informationen ein Gegengewicht zu bilden. Dass das funktioniert, zeigt die Zufriedenheit mit den öffentlich-rechtlichen Angeboten rund um die Bundestagswahl.

 

MP 12/2021, S. 609

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