Heft 12

Jan-Hinrik Schmidt

Facebook- und Twitter-Nutzung der Kandidierenden zur Bundestagswahl 2021

Verbreitung, Aktivität und Informationsquellen

Die Befunde geben einen aktuellen Einblick in die Social-Media-Aktivitäten von Kandidierenden bei der Bundestagswahl 2021. Auf der Grundlage einer Vollerhebung von Facebook- und Twitter-Accounts aller 6 211 Kandidierenden zum 20. Deutschen Bundestag geben die Ergebnisse Auskunft über die Existenz einer Social-Media-Präsenz, die kommunikative Aktivität sowie die Nutzung von Twitter als Informationsquelle. Die Präsenz der Kandidierenden in den sozialen Medien wurde ausgebaut. Nach wie vor gilt, dass Facebook stärker verbreitet ist als Twitter. Der Anteil der Kandidierenden, die eine Page oder ein Profil auf Facebook führen, liegt bei etwa 60 Prozent (2017 waren es ca. 50 %), während nur knapp 40 Prozent einen identifizierbaren Twitter-Account haben (2017 lag der Wert unter 30 %).

Der Ressourcenvorteil, der aus einem Mandat oder der Mitgliedschaft in einer der im Bundestag vertretenen Parteien resultiert, schlägt sich in den Daten nieder. Nahezu alle amtierenden oder neu gewählten Abgeordneten sind auf Facebook und über 80 Prozent auch auf Twitter vertreten. Unter allen Kandidierenden sind jüngere Personen etwas seltener auf den beiden Plattformen präsent.

In Hinblick auf die Aktivität sind vor allem Unterschiede zwischen der letzten Wahlkampfphase und den ersten Wochen nach der Wahl zu erkennen. Bei Facebook fanden sich in den 14 Tagen vor der Wahl im Durchschnitt knapp dreimal so viele Beiträge wie danach, wobei alte und neue Abgeordnete in beiden Phasen erkennbar aktiver waren als andere Kandidierende. Auf Twitter finden sich diese Beobachtungen in der Tendenz auch wieder, allerdings ist hier zum einen die Diskrepanz vor und nach der Wahl nicht so deutlich und zum anderen unterscheiden sich nach der Wahl Abgeordnete und andere Kandidierende nicht mehr. Kandidierende folgen tendenziell anderen Spitzenpolitikern. Twitter-Accounts von Tages- und Wochenzeitungen, Zeitschriften und öffentlich- rechtlichen Angeboten haben etwas mehr Gewicht als die von reinen Onlineangeboten, Nachrichtenagenturen und privaten Rundfunkanbietern. Der Blick auf die populärsten Accounts zeigt, dass neben klassischen Nachrichtenangeboten auch Twitter- Accounts von satirischen Medien zu den Informationsquellen vieler Kandidierender gehören.

 

MP 12/2021, S. 639-653



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