Faktoren der Medien- und Programmwahl
Die Beliebtheit von Fernsehinhalten ist auch in Zeiten von Streamingdiensten ungebrochen. Menschen nutzen die digitalen Angebote auf unterschiedlichen Onlineplattformen als Ergänzung zum linearen Programm. Aktuelle Studien vor dem Hintergrund des Uses-and-Gratifications-Ansatzes zeigen, dass trotz der vielfältigen Formen von TV-Angeboten ähnliche Nutzungsmotive bei den Rezipienten Bestand haben. Diese haben zum Beispiel mit grundsätzlichen menschlichen Beweggründen zu tun, wie der Regulierung des Selbst. Eine Untersuchung ergab, dass durch die Fernsehnutzung auch intrinsische Bedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit befriedigt werden, was sich wiederum positiv auf die Selbstkontrolle der Nutzer auswirkt. Ein weiteres Kriterium der Programmwahl ist die Suche nach sogenannten Aufwärtsvergleichen mit medialen Figuren. Außerdem sind sowohl beim linearen Programm als auch in der digitalen TV-Welt instrumentelle und ritualisierte Nutzungsmuster zu beobachten, die mehr oder weniger funktional für die Befriedigung spezifischer Bedürfnisse sind. So korrelierte in einer Studie die gezielte selektive Fernsehnutzung mit einer positiven Bewertung der eigenen Lebenssituation und psychologischem Wohlbefinden bei älteren Menschen. Eine andere Untersuchung ergab, dass die Nutzung von narrativen Fernsehinhalten und ein hohes Involvement eine kompensatorische Funktion für Personen hat, die in Bezug auf Bindungen mit anderen Menschen unsicher sind.
In Bezug auf Binge-Watching konnten in mehreren Studien intentionale versus nicht-intentionale Auswahlstrategien beobachtet werden, die zu unterschiedlichen Nutzungsfrequenzen führten, und die Bedürfnisse der Konsumenten in verschiedener Art und Weise befriedigten. Schnelle und nicht bewusste Selektionsentscheidungen können durch die Wahrnehmung des „Markenimages“ eines TV-Angebots aktiviert werden, das sich durch die Integration von Informationen (z. B. Namen, Begriffe, Logo) und bisherige Erfahrungen der Konsumenten formiert.
MP 1/2021, S. 71-76
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