Heft 3

Torsten Maurer/Matthias Wagner/Hans-Jürgen Weiß

Fernsehnachrichten im Zeichen der Corona-Krise

Ergebnisse des Nachrichtenmonitors 2020

Im Rahmen des Nachrichtenmonitors werden die sechs Fernsehnachrichtensendungen beobachtet und analysiert, die in Deutschland am stärksten genutzt werden: die vier Hauptnachrichtensendungen „Tagesschau“ (20.00 Uhr), „heute“ (19.00 Uhr), „RTL aktuell“ (18.45 Uhr) und „Sat.1 Nachrichten“ (19.55 Uhr) sowie die beiden Nachrichtenmagazine „Tagesthemen“ und „heute journal“. Der Vergleich der Themenschwerpunkte mit dem Vorjahr zeigt die Auswirkungen der besonderen Nachrichtenlage durch die Corona-Krise.

In allen sechs Sendungen wurde 2020 umfangreicher über Politik in Deutschland berichtet als 2019. Parallel dazu strahlten alle sechs Sendungen 2020 mehr Nachrichten zu gesellschaftlichen Themen aus. Komplementär zu diesen Themenverlagerungen hat die Berichterstattung über Human-Touch-Themen und Sport im Vergleich deutlich abgenommen.

Der „Corona-Effekt“ hatte dabei unterschiedliche Auswirkungen auf die Themenrankings in den einzelnen Nachrichtensendungen. In den öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen wurde im Jahr 2020 die ohnehin dominante politische Berichterstattung weiter ausgebaut. Ihr gesamtes Themenranking hat sich dadurch jedoch nicht substanziell verändert. Bei den „Sat.1 Nachrichten“ führte die Zunahme der politischen Berichterstattung im Jahr 2020 zu einer deutlichen Gewichtsverlagerung innerhalb des Nachrichtenangebots – der Anteil der Politik übertraf die nichtpolitischen Nachrichten nunmehr deutlich. Bei „RTL aktuell“ hatten nicht-politische Nachrichten auch 2020 noch immer ein größeres Gewicht als die Politik, obwohl bei „RTL aktuell“ 2020 der größte Zuwachs an politischen Nachrichten zu verzeichnen war. In beiden Sendungen gingen diese Veränderungen primär zu Lasten der Human-Touch-Berichterstattung.

Die Unterschiede zwischen den öffentlich-rechtlichen und privaten Nachrichtensendungen in der Berichterstattung über politische Ereignisse abseits des Krisengeschehens traten ebenfalls klar zutage. Deutlich wird dies besonders bei der Nachrichtengeografie und der Akteurspräsenz

 

MP 3/2021, S. 163-184



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