Heft 2

Erk Simon/Elena Koch

Hör- und sehbeeinträchtigte Menschen - Nutzungsmotive und Erwartungen an die Medien

Ergebnisse einer Mehr-Methoden-Studie in Nordrhein-Westfalen

Für Menschen mit Beeinträchtigungen haben Medien eine besondere Relevanz und Verantwortung. Mit dem Zugang zu Information, Bildung und Unterhaltung können sie dazu beitragen, die gesellschaftliche Teilhabe und die Gleichstellung zu verbessern. In Krisensituationen wie der Corona-Pandemie kommt den Medien dabei eine besondere Verantwortung zu, indem sie barrierefreie Informationen, zum Beispiel zu Fragen des Gesundheitsschutzes oder den politischen Entscheidungen, zur Verfügung stellen. ARD und ZDF bieten ein umfangreiches barrierefreies Angebot, welches kontinuierlich ausgebaut wird. So gibt es zum Beispiel alle Erstsendungen im Ersten in einer barrierefreien Fassung für gehörlose und schwerhörige Menschen.

Ziel der vorliegenden WDR-Studie war es, die Bedürfnisse von Menschen mit Hör- und Sehbeeinträchtigungen besser zu verstehen, um das Angebot für diese Zielgruppe zu optimieren und verstärkt nach deren Bedürfnissen ausrichten zu können. Zum einen fand jeweils ein Publikumsgespräch statt, zu dem hörbeeinträchtigte und gehörlose bzw. sehbeeinträchtigte und blinde Probanden im Alter von 18 bis 70 Jahren eingeladen wurden. Außerdem wurde eine (nicht repräsentative) Onlineumfrage mit einem Mix aus offenen und geschlossenen Fragen durchgeführt.

Von den Befragten, die barrierefreie Angebote kennen und nutzen, werden der WDR wie auch allgemein die öffentlich-rechtlichen Sender für ihr umfangreiches und qualitativ gutes barrierefreies Angebot sehr geschätzt. Die Untertitel, Angebote mit Gebärdendolmetscher und Audiodeskription werden als qualitativ gut bewertet, insbesondere im Vergleich mit den kommerziellen Anbietern. Zudem haben sie sich nach Ansicht der Befragten in den letzten Jahren sehr verbessert. Dennoch wird auch Verbesserungspotenzial benannt sowie der Wunsch nach einer Ausweitung der Angebote geäußert.

Neben den barrierefreien Angeboten selbst wird aber auch mehr und bessere Information darüber gefordert, welche Sendungen mit Audiodeskription bzw. mit Gebärdendolmetscher versehen sind und wie diese unkompliziert zu finden sind. Außerdem wollen beeinträchtigte Menschen stärker als Teil der Gesellschaft und des Alltags wahrgenommen werden und in den Medien, in Sendungen mehr vorkommen, sei es als Medienschaffende oder Protagonisten, Schauspieler und Gäste in Formaten, um so das Wissen in der Gesellschaft über Beeinträchtigung zu erweitern bzw. die Normalität von Beeinträchtigung im Alltag zu fördern.

 

MP 2/2021, S. 109-116



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