Heft 4

Karin Gattringer/Marlene Handel

Hohe Wertschätzung des Publikums für öffentlich-rechtliches Radio

Ergebnisse aus der ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie

Die Diversifikation der Medienwelt schreitet auch im Audiobereich zügig voran. Neben den klassischen linearen Radioangeboten gibt es eine Vielzahl zeitunabhängiger Nutzungsoptionen und diverse Zugriffswege. Per Livestream ist der Zugriff auf das aktuelle Radioprogramm möglich. Über Apps, Mediatheken oder auch über Sprachassistenten können einzelne Beiträge oder auch ganze Sendungen benutzerfreundlich gefunden und gehört werden können.

Klassisches Radio bleibt in dieser diversifizierten Audiowelt aber nach wie vor der wichtigste Bestandteil im Audiorepertoire der Gesamtbevölkerung. Die vorliegenden Nutzungsdaten der ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie 2020 zeigen, dass täglich 70 Prozent der Menschen 75 Prozent der täglichen Audionutzungszeit mit dem Hören von klassischen Radioangeboten verbringen. Junge Mediennutzer haben das am höchsten ausdifferenzierte Nutzungsrepertoire an Medienangeboten. So liegt ihre Audionutzungszeit in etwa gleichauf mit der Gesamtbevölkerung, sie verteilen diese aber anders auf die verschiedenen Angebote und Nutzungswege. Klassisches Radio hat dabei eine anhaltend bedeutende Rolle im Audiomix der jungen Menschen, nimmt aber mittlerweile Rang 2 hinter dem Musikhören über Streamingsdienste ein.

Die wichtigsten Nutzungsmotive, klassische Radioangebote zu hören, sind die Wünsche, Spaß haben zu wollen und Informationen zu erhalten. Für über 80 Prozent der Bevölkerung sind diese Aspekte relevant, um Radioinhalte zu nutzen. Die Nutzung von Radiosendungen oder Beiträgen auf Abruf im Internet erfolgt dagegen hauptsächlich, um dort zeitsouverän und selbstbestimmt Inhalte auswählen zu können.

Die Stärken der öffentlich-rechtlichen Radios sehen die Befragten in dessen hoher journalistischen Qualität, dem gesellschaftlichen und persönlichen Nutzen und der integrativen Funktion für die Gesellschaft. Es wird von den Nutzern als sachlich, kompetent und glaubwürdig wahrgenommen und erzielt hier Bestwerte, auch im intermedialen Vergleich. Musik-Streamingdienste zeigen ihre Stärke hingegen bei emotionalen Kriterien, wie Unterhaltung, persönlichem Gefallen oder der Verfügbarkeit einzigartiger Inhalte. Information, Denkanstöße oder Aktivierung zu erhalten, spielen bei der Nutzung von Streamingangeboten eine untergeordnete Rolle. Hier stehen sie nicht in Konkurrenz zum Radio.

 

MP 4/2021, S. 227-239



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