Heft 1

Sabine Feierabend/Stephan Glöckler/Hediye Kheredmand/Thomas Rathgeb

Jugend, Information, Medien

Ergebnisse der JIM-Studie 2020

Das Jahr 2020 stand ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Auch aus Sicht der Jugendlichen in Deutschland wurde der Alltag auf den Kopf gestellt. Die meisten Freizeitaktivitäten waren entweder gar nicht oder nur eingeschränkt möglich, Schulen und Sportplätze waren über Wochen und Monate geschlossen, und Treffen mit der Peer-Group wurden durch Kontaktbeschränkungen stark limitiert. Das hat sich auch auf die Mediennutzung der Jugendlichen ausgewirkt, die vom Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) seit 1998 im Rahmen der Studie Jugend, Information, Medien (JIM) jährlich untersucht wird. Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass die Dynamik der Digitalisierung bei Jugendlichen durch die Corona-Pandemie einen deutlichen Schub erfahren hat. In diesem besonderen Jahr 2020 konnte in vielen Bereichen eine Veränderung bzw. Intensivierung im Mediennutzungsverhalten festgestellt werden.

Die Rangfolge der wichtigsten Medienbeschäftigungen für Jugendliche hat sich trotz Corona im Vergleich zum vergangenen Jahr kaum verändert: Als tägliche Begleiter sind Smartphone (93 %) und Internet (89 %) eine Selbstverständlichkeit, dicht gefolgt vom Musikhören (80 %) sowie dem Konsum von Videos im Internet (60 %) und dem klassischen Fernsehen (45 %). Der Umfang der Nutzung stieg zum Teil erheblich an. Homeschooling und das Wegfallen von Freizeitaktivitäten führten zu einer verstärkten Onlinenutzung, sowohl für schulische Zwecke als auch in der Freizeit: Schätzten die Jugendlichen 2019 ihre im Internet verbrachte Zeit noch auf durchschnittlich 205 Minuten pro Tag, sind es 2020 im Schnitt 52 Minuten mehr. Vor allem Streamingplattformen, Gaming und die Tabletnutzung profitierten bei den Jugendlichen von der Corona-Situation. Außerdem wurde 2020 in der Zielgruppe länger gelesen. Das Radio hat als Alltagsbegleiter vor dem Hintergrund von Corona etwas eingebüßt, vermutlich wegen veränderter Tagesabläufe und geringerer Mobilität.

Die gesteigerte Onlinenutzung geht mit einem Anstieg negativer Erfahrungen mit Mobbing und Hass im Internet einher. So äußerten 2020 mehr Jugendliche als in den vergangenen Jahren, schon einmal mit Hassbotschaften, Fake News, extremen politischen Ansichten oder Verschwörungstheorien im Internet konfrontiert worden zu sein.

 

MP 1/2021, S. 17-32



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