Heft 1

Gerlinde Frey-Vor/Bernhard Kessler/Inge Mohr

Mediennutzung im Ost/West-Vergleich - 30 Jahre deutsche Einheit

Ergebnisse der ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie

Die Ergebnisse der Langzeitstudie Massenkommunikation zeigen, dass es nach 30 Jahren deutscher Einheit viele Gemeinsamkeiten in der Mediennutzung der Ost- und Westdeutschen, jedoch auch noch eine Reihe von Unterschieden gibt. Beispielsweise ist im Osten die Bandbreite an digitalen Geräten im täglichen Gebrauch etwas geringer als im Westen. Dies geht wahrscheinlich auf Unterschiede in der Infrastruktur – besonders in den ländlichen Gebieten –, aber auch in der Alters- und Einkommensstruktur zurück.

Bei der Nutzung von Bewegtbild-, Audio- und Textmedien existieren zwischen Ost und West nur relativ geringe Unterschiede in den Tagesreichweiten, jedoch größere Differenzen bei den Nutzungsdauern. Ostdeutsche verbringen insgesamt mit durchschnittlich 444 Minuten pro Tag 24 Minuten länger mit Mediennutzung als die Befragten in den alten Bundesländern. Bei Audioinhalten ist der Unterschied mit 19 Minuten am größten, gefolgt von Videos mit 13 Minuten. In den alten Bundesländern werden dagegen täglich etwa 7 Minuten länger Texte gelesen als im Osten.

Die Befragung zum Tagesverlauf zeigt, dass Ostdeutsche weiterhin im Durchschnitt früher aufstehen und früher ins Bett gehen als Westdeutsche. Auch die Mediennutzung beginnt darum in Ostdeutschland morgens früher und flacht abends früher ab.

Hinsichtlich der Nutzungsmotive zeigen sich viele Gemeinsamkeiten zwischen Ost- und Westdeutschen, nur vereinzelt sind deutlichere Differenzen feststellbar. So werden im Westen Radiobeiträge und -sendungen im Internet stärker genutzt, um mitreden zu können und sich zu informieren. Im Osten stehen Videos auf YouTube und anderen Videoportalen höher im Kurs, um Denkanstöße und Anregungen zu bekommen.

Bei der Bewertung der Leistungen der Medienanbieter durch die Nutzer liegen in Ost- wie in Westdeutschland die Fernseh-, Radio- und Internetangebote der Öffentlich-Rechtlichen in Bezug auf Glaubwürdigkeit sowie politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit an der Spitze. Die Bewertungsniveaus sind allerdings im Osten etwas niedriger als im Westen. Auch bei der Frage, ob die Medienberichterstattung die eigene Wahrnehmung wenigstens „weitgehend“ widerspiegele, ist die Zustimmung bei Ostdeutschen etwas geringer als bei Westdeutschen

 

MP 1/2021, S. 45-70



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