Heft 3

Ilka Jakobs/Tanjev Schultz/Christina Viehmann/Oliver Quiring/Nikolaus Jackob/Marc Ziegele/Christian Schemer

Medienvertrauen in Krisenzeiten

Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen 2020

Das Corona-Jahr 2020 war ein Jahr der Unsicherheit. Seriöse Quellen, denen die Bürgerinnen und Bürger vertrauen und an denen sie sich orientieren können, spielen in der Krise eine entscheidende Rolle. Den Medien scheint es 2020 gelungen zu sein, als Orientierungspunkt zu dienen und die Menschen mit Informationen zu versorgen, die von einer Mehrheit als vertrauenswürdig eingeschätzt werden.

In ihrer siebten Befragungswelle konnte die Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen belegen, dass das Vertrauen in die Medien am Ende des Corona-Jahres deutlich gestiegen ist. 63 Prozent der Befragten vertrauten der Berichterstattung der etablierten Medien zur Corona-Pandemie. Auch im Hinblick auf andere Themenbereiche nahm das Vertrauen in die Berichterstattung zu. Das größte Vertrauen genießen die Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die von 70 Prozent als vertrauenswürdig beurteilt werden und als einzige Mediengattung deutlich an Reichweite zulegen konnten. Nachrichten, die aus rein internetbasierten Quellen stammen, wird dagegen deutlich weniger Vertrauen entgegengebracht. So gelten sogenannte alternative Nachrichtenseiten nur einer Minderheit von 14 Prozent als vertrauenswürdiges Informationsangebot, sozialen Medien bringen nur 5 Prozent der Befragten Vertrauen entgegen.

Gleichwohl sind es nicht einzelne Mediengattungen, die sich hier hervortun. Es zeigt sich, dass die Orientierungsleistung der Medien insgesamt gewürdigt wird. Der Eindruck eines gesteigerten Vertrauens bezieht sich somit auf das Mediensystem und den Journalismus als Ganzes. Damit einhergehend sanken sowohl der Medienzynismus als auch die Zustimmung zu Verschwörungserzählungen.

Es stellt sich allerdings die Frage, wie sich Medienvertrauen und Medienzynismus mit dem Abklingen der Corona-Pandemie und in der Zeit nach der Krise weiterentwickeln werden. Mit wachsendem Unmut über die Leistungen der Politik könnten auch die Medien wieder an Vertrauen verlieren.

 

MP 3/2021, S. 152-162



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