Heft 12

Stefan Geese/Claudia Hess

Nutzung und Bewertung medialer Wahlinformationen

Ergebnisse einer Repräsentativbefragung zur Bundestagswahl 2021

Das Fernsehen bleibt das wichtigste Medium zur Wahlinformation in Deutschland. Mehr als zwei Drittel der Befragten nutzten Informationsangebote im Fernsehen für ihre Meinungs- und Willensbildung zur Bundestagswahl, 48 Prozent fanden im Internet diesbezügliche Informationen. Letzteres gilt vor allem für Menschen unter 50 Jahren, für die das Internet bereits das meistgenutzte Medium für Wahlinformationen ist. In beiden Sphären kommt den öffentlich-rechtlichen Anbietern eine besonders wichtige Rolle zu. Sie bieten im Fernsehen nicht nur deutlich mehr und vielfältigere Informationen an als die privaten Programme, sie werden in ihrer Berichterstattung auch als deutlich seriöser, objektiver und glaubwürdiger wahrgenommen.

Ab Juli 2021 berichteten zunächst nur ARD und ZDF mit Sondersendungen über die bevorstehende Bundestagswahl. Die privaten Sender stiegen erst kurz vor der Wahl in die Berichterstattung ein. Mit einem breiteren formalen und thematischen Spektrum als die privaten Sender sprachen sie zudem einen wesentlich größeren Zuschauerkreis an. Die Wahlkampfsondersendungen erreichten insgesamt 31,47 Millionen Personen, das sind 42 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Fernsehsendungen mit der größten publizistischen Resonanz waren die sogenannten Trielle. Deren Gesamtreichweite lag bei mehr als 15 Millionen Zuschauern, wovon alleine gut 11 Millionen Zuschauer die Ausstrahlungen bei den öffentlich- rechtlichen Sendern sahen. Auch am Wahlabend berichteten ARD und ZDF ausführlicher und wurden von deutlich mehr Zuschauern aufgesucht, um sich über den Ausgang der Wahl zu informieren.

Die Bewertung der Wahlberichterstattung zeigt einen deutlichen Vorsprung der öffentlich-rechtlichen Anbieter. Der Berichterstattung in ARD und ZDF wird nicht nur eine größere Seriosität, Glaubwürdigkeit und Vielfalt zugeschrieben, sondern auch eine faire Berichterstattung und eine stärkere thematische und formale Varianz.

Auch über Onlineplattformen wurden die Angebote von ARD und ZDF zur Wahlinformation denen anderer etablierter Medien in Quantität und Qualität vorgezogen. Mehr als zwei Drittel bewerteten die Berichterstattung dort als „sehr gut“ oder „gut“.

 

MP 12/2021, S. 610-624



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