Heft 9

Birgit Stark/Andreas Riedl/Mark Eisenegger/Jörg Schneider/Linards Udris/Olaf Jandura

Qualität des politischen Nachrichtenangebots in Deutschland

Empirische Kernbefunde aus dem Projekt "Media Performance and Democracy"

Die Studie „Media Performance and Democracy“ liefert mit einem mehrteiligen Qualitätsbegriff wichtige Einblicke in den Ist-Zustand der reichweitenstärksten Nachrichtenangebote in Deutschland. Analysiert wurden die Relevanz der politischen Berichterstattung, ihre Vielfalt sowie deren Einordnungsleistung und Professionalität. Das in Anlehnung an die Praxis in der Schweiz gebildete Qualitätsscoring quantifiziert und bündelt die gemessenen Qualitätsdimensionen. Insgesamt steht in Deutschland ein hochwertiges Qualitätsangebot zur Verfügung, das durch eine vielfältige Medienlandschaft garantiert wird. Die untersuchten Angebote berichten vielfältig über gesellschaftlich relevante Themen. Besonders hinsichtlich der Themen- und Akteursvielfalt kann den deutschen Medien ein gutes Zeugnis ausgestellt werden. Was sich jedoch abzeichnet, ist ein Berichterstattungsschwerpunkt auf die Exekutive bzw. auf politische Eliten – sowohl was die Themen- als auch die Akteursauswahl anbelangt.

Insbesondere bei der Einordnungsleistung und Professionalität positionieren sich die einzelnen Medienangebote abweichend. Wenig überraschend kommt die einordnende Hintergrundberichterstattung in der Wochen- und Qualitätspresse stärker zum Tragen als in anderen Medientypen. In den Nachrichtenangeboten des Rundfunks dominiert die Weitergabe von Informationen und Nachrichten. Die „Tagesschau“- Angebote zeichnen sich durch hohe professionelle Standards aus, denn sie berichten sachlich, können auf ein gut ausgebautes Korrespondentenund Recherchenetzwerk zurückgreifen und punkten somit bei der journalistischen Eigenleistung. Zusätzliche Pluspunkte sammeln die Angebote des öffentlich- rechtlichen Rundfunks im Onlinebereich, weil sie hier thematisch vielfältiger berichten.

In der Boulevardpresse zeigen sich nicht nur große Defizite in der Quellentransparenz, sondern auch bei weiteren professionellen Standards und der journalistischen Einordnungsleistung. Hier positionieren sich auch Online- und Facebook-Angebote auf den hinteren Plätzen.

Bewertet man die Ergebnisse aus der Nutzungsperspektive, wird deutlich, wie wesentlich ein breites Medienrepertoire ist. Denn begrenzen sich Nutzerinnen und Nutzer auf bestimmte Nachrichtenquellen, erreicht sie möglicherweise ein eingeschränktes Angebot, das sie nicht mit qualitativ hochwertigen News versorgt.

MP 9/2021, S. 430-449



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