Heft 9

Uwe Hasebrink/Maren Beaufort/Franziska Oehmer-Pedrazzi

Qualität von Nachrichtenmedien im Dreiländervergleich

Zusammenhänge nutzungs- und angebotsbezogener Kriterien

Demokratie braucht Nachrichtenmedien. Und Nachrichtenmedien brauchen Menschen, die Nachrichten nutzen, um so bestimmte kommunikative Funktionen zu erfüllen, auf denen die Demokratie basiert. Dies führt zu erheblichen Erwartungen an die Medien und zu der Frage, inwieweit sie diese Erwartungen erfüllen. Das Projekt „Media Performance und Democracy“ nimmt die Qualität einzelner Nachrichtenmedien in der D-A-CH-Region und ihren Beitrag zur öffentlichen Diskussion in den Fokus. Ziel ist es, in den drei Ländern reichweitenstarke Repräsentanten von Nachrichtenmedien, also ausgewählte Tageszeitungen, Fernseh-, Radio- und Onlinenachrichten, im Hinblick auf ihre Inhalte und ihre Resonanz in der Bevölkerung zu untersuchen. Dazu wurden inhaltsanalytisch bestimmte angebotsbezogene Indikatoren (wie z.B. Relevanz, Vielfalt, Themenorientierung) mit nutzungsbezogenen wie Reichweite, Nachrichteninteresse und Medienvertrauen in Bezug gesetzt.

Die öffentlich-rechtlichen Fernsehnachrichten sind in allen drei Ländern durch hohe Reichweiten und ein hohes Vertrauen ihres Publikums in die Medien allgemein und in die genutzten Medien gekennzeichnet. Überregionale Tageszeitungen sind durch vergleichsweise niedrige Reichweiten, ein hohes Nachrichteninteresse und ein hohes Vertrauen ihrer Leser speziell in die genutzten Medien gekennzeichnet. Ähnliche Befunde ergeben sich für die Onlineableger dieser Angebote. Boulevard- und Gratiszeitungen sowie private Fernsehanbieter erzielen mit ihren Nachrichten hohe Reichweiten, vor allem bei weniger interessierten Nutzerinnen und Nutzern, die relativ wenig Vertrauen in die Medien haben, auch in die, die sie selbst nutzen.

Die hier vorgenommene Zusammenführung nutzungs- und angebotsbezogener Kriterien für die Qualität von Nachrichten unterstreicht im Ergebnis, dass Qualität ein mehrdimensionales Konzept ist: Es gibt für Nachrichtenmedien verschiedene Wege, kommunikative Funktionen zu erfüllen und sich entsprechend als qualitätsvoll zu erweisen. Zudem liefern die Befunde auch erste Erkenntnisse zur Bedeutung des Medientyps als Dispositiv für die Qualität der Nachrichtenkommunikation: So zeigen sich charakteristische Qualitätsprofile etwa für Boulevard und Gratismedien, für Public-Service-Anbieter, für überregionale Tageszeitungen und für Wochenzeitungen. Auch in digitalen Medienumgebungen erfüllen also die verschiedenen Medientypen nach wie vor spezifische Funktionen für die Information über das politische Geschehen.

 

MP 9/2021, S. 450-460



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