Heft 9

Uli Gleich/ARD-Forschungsdienst

Radio, Podcasts und Audiostreaming: Wirkung auditiver Angebote

Laut der ma 2020 Audio erreichen Audio- und Radioangebote in Deutschland täglich etwa drei Viertel der Bevölkerung. Das (klassische) Radio spielt auch eine wichtige Rolle für die täglichen Nutzungsroutinen: Die Integration in den Alltag und eine ausgeprägte Inhalts- und Funktionsvielfalt tragen zum psychologischen Wohlbefinden bei.

Neben das klassische Radio ist aber inzwischen eine Vielzahl weiterer auditiver Medienangebote getreten, beispielsweise Onlineradiosender, Podcasts und Streamingdienste. Werden diese als gleichartig oder anders zu den klassischen Radioangeboten wahrgenommen? Die Nutzerinnen und Nutzer schreiben Podcasts und/oder Streamingdiensten durchaus andere Funktionen als dem klassischen Radio zu. Digitale Ableger von Radioangeboten stufen sie dagegen als vergleichbar mit den analogen Angeboten ein.

Die neuen Formen auditiver Angebote erfüllen unterschiedliche Funktionen für die Hörer, die auch durch die Rezeptionssituation beeinflusst werden. So ermöglichen Podcasts ein ausgeprägt individualisiertes und gleichzeitig sozial attraktives Medienhandeln, das sowohl Wissensvermittlung als auch Unterhaltung umfassen kann. Weil es darüber hinaus hinsichtlich seiner kognitiven Anforderungen von den Hörerinnen und Hörern variabel genutzt werden kann, lässt es sich ideal in den Alltag integrieren. Dabei ergeben sich je nach Art der potenziellen Paralleltätigkeit, die neben der Rezeption von auditiven Medienangeboten ausgeführt wird, unterschiedliche Auswirkungen auf die Wahrnehmung des Gehörten. Positiv wirkt sich die Ergänzung auditiver Angebote auf digitalen Plattformen durch visuelle Komponenten (z. B. Bilder und Videos) aus. Diese tragen zu einer „Intimisierung“ des Radios bei und stärken dadurch das Involvement und die Bindung der Hörer. Zusätzlich können parasoziale Verbindungen zwischen den Hörern und den Moderatoren aufgebaut werden. Als wirksam erweisen sich hier beispielsweise die Wiedererkennbarkeit von Moderatorenstimmen, das Teilen persönlicher Erfahrungen der Präsentatoren mit den Hörern oder eine direkte Adressierung an die Hörerinnen und Hörer.

 

MP 9/2021, S. 477-482



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