Tendenzen im Zuschauerverhalten
Nutzungsgewohnheiten und Reichweiten im Jahr 2020
Die mit der Corona-Pandemie verbundenen Veränderungen im Alltag sorgten 2020 dafür, dass der Fernsehkonsum der Bundesbürger nicht wie in den Jahren zuvor zurückging. Dies trifft vor allem auf die Fernsehzuschauer ab 40 Jahren zu. In den jüngeren Altersgruppen zeigten sich dagegen weiter sinkende Fernsehzeiten. Im linearen Fernsehmarkt erzielte das ZDF erneut den höchsten Marktanteil vor dem Ersten und RTL. Die Fragmentierung des Nutzungsverhaltens setzte sich fort, vor allem die großen kommerziellen Sender gaben weiter Zuschauer an eine Vielzahl kleinerer Spartensender ab.
Die inhaltlichen Präferenzen des Fernsehpublikums in Deutschland blieben auch 2020 weitgehend stabil. Starke Marken verschiedener Genres konnten weiterhin überzeugen. Bedingt durch die Corona-Pandemie ist bei verschieden Genres, etwa den Nachrichten, die Nachfrage gestiegen. Andere Genres – beispielsweise der Sport oder die Unterhaltung – mussten aufgrund von Umprogrammierungen und Ausfällen Rückgänge in der Nachfrage hinnehmen.
Stark vom Publikum angenommen wurden die auf vielen Sendern angebotenen Nachrichtenspecials und Sondersendungen zur Corona-Pandemie. „ARD extra“ und der „Brennpunkt“ erreichten jeweils durchschnittlich 5,4 Millionen Zuschauer, das „ZDFspezial“ gut 4,0 Millionen und „RTL Aktuell Spezial“ gut 2,7 Millionen.
In Ergänzung zum linearen Fernsehen gewannen die Mediatheken der Sender an Bedeutung, sodass insgesamt nicht weniger Zeit vor dem Bildschirm verbracht wurde als im Vorjahr. Bei einigen Fernsehformaten trägt die Mediathekennutzung bereits mit mehr als 10 Prozent zur konvergenten Reichweite bei. Über den gesamten Konsum der von den Fernsehsendern angebotenen Inhalte hinweg betrug der Anteil der ausschließlichen Mediathekennutzung 2020 rund 2 Prozent. Bezogen auf die Genres zeigt sich bei den Mediatheken eine besonders ausgeprägte Nutzung von Fictionangeboten: Während diese bei der linearen Verbreitung gut ein Drittel der Nutzung ausmachte, war es in den Mediatheken sogar mehr als die Hälfte.
MP 3/2021, S. 138-151
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