Heft 10

ARD-Forschungsdienst

Vertrauen in Medienangebote

Das Vertrauen in Medien und die Glaubwürdigkeit der öffentlichen Kommunikation sind Grundpfeiler der politischen Willensbildung und wichtige Voraussetzungen für demokratische Entscheidungsprozesse. In Deutschland liegen diese Vertrauenswerte über dem weltweiten Durchschnitt. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede, in welchem Maße einzelnen Medien vertraut wird. Nach wie vor genießen die traditionellen Nachrichtenmarken (z. B. „Tagesschau“ (ARD), „heute“ (ZDF), Lokal- und Regionalzeitung) ein größeres Vertrauen als Internetquellen und/oder Social-Media-Plattformen.

Viele Menschen haben jedoch inzwischen Bedenken, falsche oder irreführende Informationen nicht identifizieren zu können. Dabei werden Zusammenhänge zwischen der Nutzung von Social Media als Nachrichtenquelle und dem Medienvertrauen deutlich: Über mehrere Jahre zeigten sich höhere Misstrauenswerte in den Ländern, in denen der Zugang zu Nachrichten über Social Media kontinuierlich zunahm. Dennoch waren die meisten Nutzer weitgehend in der Lage, Quellen, die eher Falschinformationen verbreiten, als solche zu identifizieren. Allerdings lassen sich auch systematische Fehleinschätzungen beobachten: Nachrichten, die mit der eigenen Ansicht übereinstimmen, werden als objektiver und glaubwürdiger wahrgenommen als andere. Und auch Nutzerkommentare spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Denn Nutzer mit einem geringen Medienvertrauen schenken eher Wortbeiträgen Glauben, die der Berichterstattung widersprechen.

Erklärende Kennzeichnungen von Medienangeboten in Form von Labels wie „Nachricht“ oder „Kommentar“, die Nutzer in ihrer Interpretation der Information unterstützen sollen, werden kaum wahrgenommen und verändern auch die Einschätzung der Glaubwürdigkeit nicht. Anders verhält es sich mit Belegen und Daten: Die explizite Nennung einer wissenschaftlichen Quelle (z. B. Institution, Studie) sowie eine „Präzisierung“ der Information (z. B. durch statistische Daten) sind wichtige Faktoren für die Glaubwürdigkeit von Medieninhalten.

 

MP 10/2021, S. 541-548



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