Heft 4

Sabine Feierabend/Julia Scolari

Was Kinder sehen

Eine Analyse der Fernsehnutzung Drei- bis 13-Jähriger 2020

Mit Schulschließungen und einem veränderten Freizeitverhalten war auch für Kinder das Jahr 2020 von der Corona-Pandemie geprägt. Dies schlug sich auch bei der Fernsehnutzung nieder. Die in den Jahren zuvor registrierte rückläufige Nutzung der linearen Fernsehangebote wurde 2020 gestoppt. Die Tagesreichweite des Fernsehens überstieg mit 45,5 Prozent unter den Drei- bis 13-Jährigen wieder den Wert des Vorjahrs. Die durchschnittliche Sehdauer, also die Zeit, die Kinder täglich mit fernsehen verbracht haben, blieb mit 58 Minuten dagegen stabil. Der Fernseher wurde also häufiger eingeschaltet, allerdings wurde dann etwas kürzer ferngesehen. Diese Entwicklung war für alle Altersgruppen zu beobachten.

Die Nutzung im Tagesverlauf zeigt, dass 2020 im Vergleich zum Vorjahr am Vormittag und Mittag – bedingt durch die veränderte Schul- und Betreuungssituation – etwas mehr ferngesehen wurde. Dies war insbesondere am Beginn der Pandemie und während der ersten Einschränkungen im März/April zu beobachten. Am Abend – in der Kernfernsehzeit der Kinder zwischen 19.00 und 20.15 Uhr – ging die lineare Fernsehnutzung bei Kindern dagegen weiter zurück.

Das meistgenutzte Kinderprogramm kam 2020 vom KiKA, der sich mit einem Marktanteil von 13,2 Prozent (Mo.-So., 3-3h) vor den bisherigen Marktführer SuperRTL und den Disney-Channel schob. Die Senderpräferenzen hängen aber stark vom Alter ab. Je älter die Kinder werden, um so eher orientieren sie sich weg von den auf Kinder zugeschnittenen Angeboten, hin zu verschiedenen Vollprogrammen. So waren ProSieben und RTL 2020 die meistgesehenen Sender bei den 12- bis 13-Jährigen, vor Sat.1 und dem Ersten.

Lineare Anbieter sehen sich auch in der Kinderzielgruppe einer zunehmend größeren Konkurrenz ausgesetzt. 90 Prozent aller Drei- bis 17-Jährigen konsumieren täglich Bewegtbildinhalte. Knapp die Hälfte der Nutzung bei den Drei- bis 13-Jährigen entfällt dabei auf klassische Fernsehinhalte. Aber nicht nur das klassische Fernsehen profitierte im Jahr 2020 von der gestiegenen Bewegtbildnutzung, auch die Streaminganbieter wie Netflix und Amazon Prime konnten ihre Abonnentenzahlen und Nutzung deutlich steigern.

 

MP 4/2021, S. 213-226



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