Heft 4

Florian Hager

Editorial

Wir machen uns im hr und in der ARD viele Gedanken darüber, wie wir jungen Menschen Medienkompetenz vermitteln können. Die Frage, ob nicht auch ältere Erwachsene hier „Nachhilfe“ bräuchten, wäre wohl auch nicht abwegig. Die lineare Fernsehnutzung der Drei- bis 13-Jährigen nimmt weiter ab. Sie hat einer Analyse des SWR zufolge mit einer durchschnittlichen Sehdauer von 46 Minuten pro Tag einen neuen Tiefpunkt erreicht. Dass dabei der KiKA von ARD und ZDF in der wichtigen Primetime der mit weitem Abstand meistgesehene Kindersender ist, freut mich natürlich. Es sieht so aus, als würden die Kinder, die noch fernsehen, das bewusster tun – vermutlich durch von Eltern gestützte Entscheidungen, die sich im Linearen auskennen.

Diese Kinder gehören schon der sogenannten Generation Alpha an. Sie sind bzw. werden zwischen 2010 und 2024 geboren. Ein Projekt des „WDR Innovation Hubs“ hat – basierend auf aktuellen Studien – einen spannenden Blick in die Zukunft gewagt und versucht zu skizzieren, welche Entwicklungen das Leben dieser Generation prägen werden und wie sie Medien nutzen wird. Technische Geräte, Vernetzungen und mit von Algorithmen gesteuerte Prozesse sind für Alphas von klein auf ganz selbstverständlich. Sie werden uns Älteren nicht nur die dann neuesten Social-Media-Angebote erklären. Für sie werden digitale Assistenten, die weitgehend auch die Auswahl angebotener Inhalte bestimmen, durchweg zum Alltag gehören. Alphas erwarten geradezu, dass sich Medien an ihre persönlichen Bedürfnisse und Vorlieben, ja sogar an Stimmungen, die genutzten Geräte und Aufenthaltsorte anpassen. Es ist gut, sich das vor Augen zu führen, denn in Sachen künstlicher Intelligenz bei Produktion und Distribution haben wir als klassisches Medienhaus noch viel zu tun.

Junge Menschen haben nicht zuletzt auch ein wichtiges inhaltliches Thema gesetzt: Klimawandel und Klimapolitik. Corona hat das Thema 2020 zwar vorübergehend in den Hintergrund gedrängt, im vergangenen Jahr ist es aber wieder präsenter geworden. Wie sich an der Medienrezeption zeigen lässt, wird auch dieses Thema so schnell nicht wieder verschwinden.

MP 4/2022, S. 159

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