Editorial
In Krisenzeiten wird besonders deutlich, was wichtig, was bedeutsam ist. Wenn demokratische Strukturen und Institutionen unter Druck geraten und Gesellschaften sich polarisieren, sind verlässliche Nachrichtenquellen unerlässlich. Sowohl die öffentlich-rechtlichen als auch die kommerziellen Medien in Deutschland liefern mit ihrem Informationsangebot hierzu – in unterschiedlichem Ausmaß – ihren Beitrag. Unterschiede gibt es dabei allerdings nicht nur zwischen den öffentlich-rechtlichen und den kommerziellen Angeboten, sondern auch zwischen den privaten Senderfamilien und Programmen.
Die ARD und das ZDF machen den Zuschauerinnen und Zuschauern unabhängig von konkreten Ereignissen viele journalistische Informationsangebote. Fest im Programm verankerte Standardsendungen werden durch Sondersendungen ergänzt. Bei den kommerziellen Medien hat RTL im vergangenen Jahr seine Position als das informationsstärkste private Fernsehvollprogramm ausgebaut, unter anderem durch das neue Nachrichtenmagazin am Abend. Das ist eine gute Nachricht, denn es kann in diesen Zeiten kein „zu viel“ an journalistischen Angeboten geben.
Nichtsdestotrotz gibt es inhaltliche Unterschiede. In der ARD und im ZDF lag ein starker Fokus auf politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Themen; bei den privaten Anbietern stand anderes im Vordergrund, etwa Berichterstattung über Prominente, persönliche Schicksale sowie Kriminalität und Naturkatastrophen. Informationen aus Wirtschaft und Gesellschaft sowie Politik folgten mit Abstand. Das zeigt: Ein starker öffentlich-rechtlicher Rundfunk bleibt in Deutschland unerlässlich, damit sich die Menschen umfassend und unabhängig informieren können.
MP 5/2022, S. 205
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