Heft 1

Inge Mohr/Dietmar Schiller

Mediale und digitale Teilhabe: Barrierefreiheit und Medienkompetenz im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Best Practice im In- und Ausland

Bereits mit der Gründung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland war und ist der Anspruch und Auftrag verbunden, ein Programm für die gesamte Gesellschaft zu produzieren. Barrierefreiheit und Medienkompetenz sind hierbei zwei wichtige Voraussetzungen: Niemand soll von der Nutzung ausgeschlossen werden, und die Angebote sollen möglichst niedrigschwellig gestaltet sein, damit die Meinungs- und Willensbildung im gesellschaftlichen und demokratischen Diskurs sichergestellt ist. Dieser Anspruch wird im öffentlich-rechtlichen Rundfunk stetig weiter differenziert, um das Angebotsportfolio zu erweitern und zu optimieren.

Barrierefreiheit bedeutet, dass vor allem Menschen mit Behinderung eine gleichberechtigte Teilhabe am Informations- und Unterhaltungsangebot ermöglicht wird. Bewährt haben sich in diesem Zusammenhang Untertitel, Gebärdenspracheinblendungen, Audiodeskription und Texte in Leichter Sprache. Aber auch weitere Teile der Bevölkerung profitieren von einem niedrigschwelligen Angebot. Denn fasst man mediale Barrierefreiheit unter den Bedingungen digitaler Teilhabe weiter als die physischen und kognitiven Einschränkungen und ergänzt sie durch soziodemografische und diversitätssensible Perspektiven, dann ergeben sich neue Handlungsbedarfe, die sowohl das Gros der digitalen Ausspielwege als auch „versteckte“ Zugangsbarrieren für diverse Zielgruppen berücksichtigen.

Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten im In- und Ausland liefern zahlreiche Best-Practice-Beispiele, die zeigen, wie digitale Angebote in Leichter/Einfacher Sprache aussehen können, um Menschen zu erreichen, deren Zweitsprache nicht der Amtssprache des Landes entspricht, in dem sie leben, und deren Sprachniveau noch sehr gering ist. Oder aber um Menschen mit defizitären Lese- und Schreibkompetenzen das Verstehen von Medieninhalten zu erleichtern, die zwar lesen können, aber die Zusammenhänge eines komplexen Textes oft nicht verstehen. Vor dem Hintergrund des digitalen Wandels ergeben sich in puncto Medienkompetenz und Barrierefreiheit weitere Innovationspotenziale, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk gemäß seinem Auftrag für die Zukunft ausloten wird.

MP 1/2022, S. 18-28



Zurück zur Übersicht