Heft 12

Uli Gleich/ARD-Forschungsdienst

Nutzererfahrungen mit konstruktivem Journalismus

Konstruktiver Journalismus unterscheidet sich vom traditionellen Journalismus dadurch, dass Nachrichten nicht nur mit negativer und konfliktbasierter Konnotation präsentiert, sondern konstruktive Auswege aufgezeigt werden. Er zeichnet sich durch spezifische Elemente in der Berichterstattung aus: Lösungs- und Zukunftsorientierung, Diversität, Empowerment, Kontextorientierung und Co-Kreation.

Eine aktuelle Studie belegt, dass die (Gestaltungs-) Elemente des konstruktiven Journalismus vom Publikum je nach Lebensalter, Bildung und Nachrichteninteresse unterschiedlich bewertet werden. Auch strukturelle und Kontextbedingungen, wie etwa die wahrgenommene oder tatsächliche Pressefreiheit und Unabhängigkeit des Journalismus, nehmen Einfluss darauf, wie sehr die Rezipientinnen und Rezipienten solche Inhalte als hilfreich bewerten und sich in der Folge möglicherweise gesellschaftlich engagieren. Dies gelingt, wenn das Publikum sich als Teil einer (globalen) Gemeinschaft wahrnimmt und in der Folge eher bereit ist, gemeinschaftliche Interessen zu verfolgen. Neben lösungsorientierten Elementen in den Nachrichten hat auch das Involvement, mit dem eine Nachricht rezipiert wird, signifikante (positive) Effekte auf das Vertrauen in die Nachrichten. In einer weiteren Studie wurde gezeigt, dass das Nachrichtenthema ebenfalls eine signifikante Rolle dabei spielt, wie ausgeprägt der positive Einfluss von lösungs- versus problemorientierten Fotos auf das Interesse an der Thematik, die wahrgenommene Selbstwirksamkeit und die Bereitschaft, sich zu engagieren, war. Außerdem ergab ein Experiment, dass die Stimmung nach der Nachrichtenrezeption und die Bereitschaft, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen, auch von der Kongruenz bzw. Nicht- Kongruenz von Text und Bild im Hinblick auf deren Lösungsorientierung abhängig war.

Relativ eindeutig kommen Forschende in ihren Studien zu der Erkenntnis, dass sich konstruktiver Journalismus insbesondere positiv auf die emotionalen Reaktionen und Befindlichkeiten der Nutzerinnen und Nutzer auswirkt und damit zu deren Resilienz beitragen kann. Eine weitere Untersuchung belegte einen solchen Effekt der emotionalen Entlastung und des Empowerments auch für junge Zielgruppen.

MP 12/2022, S. 582



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