Heft 10

Uli Gleich/ARD-Forschungsdienst

Nutzungsgewohnheiten, Glaubwürdigkeit und Qualität von Nachrichten in sozialen Netzwerken

Wie die Ergebnisse im Digital News Report des Reuters Institute zeigen, hat die Hälfte der deutschen Bevölkerung grundsätzlich ein hohes Vertrauen in die von Medien verbreiteten Nachrichten. Diese Glaubwürdigkeit hat auch damit zu tun, dass das Rollenverständnis von Journalistinnen und Journalisten mit den Erwartungen des Publikums offenbar übereinstimmt. Vor allem klassische journalistische Angebote wie Radiosendungen, Nachrichtenwebseiten von Medienunternehmen und öffentlich-rechtliche Fernsehsender werden als vertrauenswürdig beurteilt. Soziale Medien schneiden in dieser Hinsicht schlechter ab, allerdings werden sie dennoch von einem wachsenden Anteil der Bevölkerung für die Suche nach Informationen genutzt.

Der vorliegende Beitrag fasst hierzu die aktuelle Studienlage zusammen und belegt unter anderem die Tendenz, sich bei der Auswahl und Gestaltung von Nachrichten auf Social-Media-Kanälen stärker an den Interessen und dem Verhalten der User zu orientieren als in anderen Nachrichtenkanälen. Dies birgt jedoch Gefahren für die (journalistische) Qualität. Gleichzeitig ist das Engagement der Nutzenden (z.B. Likes, Kommentare, Teilen) bei Medienangeboten geringerer Qualität stärker ausgeprägt. Hinzu kommt, dass Nachrichten auf Social-Media-Kanälen für viele -- insbesondere jüngere Nutzende -- attraktiv sind, weil sie sehr spezifische individuelle Bedürfnisse befriedigen.

Eine Untersuchung zur Bedeutung von Nachrichtenkompetenz belegt, dass die Nachrichtenqualität auf Social-Media-Plattformen umso negativer bewertet wird, je kompetenter ein User ist. Für die Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit von Onlinenachrichten spielt auch die Intensität, mit der sich Nutzende mit den geposteten Nachrichten auseinandersetzen, eine Rolle. So wurde nachgewiesen, dass bestimmte User-Kommentare (z.B. ungehörige Kommentare, substanzlose Meinungsäußerungen) die eingeschätzte Seriosität von Nachrichtenanbietern beschädigen können. Sind keine Kommentare vorhanden, sind die Userinnen und User durchaus in der Lage, die Qualität von Onlinenachrichten kompetent einzuschätzen. Zudem belegt eine Studie zu User-Generated-Content (z.B. Tweets), dass nicht verifizierbare Inhalte von Nutzenden ein Risiko für die Vertrauenswürdigkeit von journalistischen Beiträgen darstellen können.

 



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