Heft 9

Lothar Mai/Dennis von Oehsen

Radio- und Audionutzung weiterhin auf hohem Niveau

Ergebnisse der ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2022

Die Nutzung von Audioinhalten ist im Vergleich zum Vorjahr insgesamt zurückgegangen und bewegt sich nun wieder auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Ursächlich hierfür sind vermutlich die Lockerungen der Corona-Maßnahmen zu Beginn des Jahres, die abermals zu Veränderungen im Tagesablauf geführt haben: Es gab mehr Auto- und Bahnfahrten, und viele Menschen verbrachten wieder weniger Zeit zu Hause.

Das klassische Radio ist und bleibt, trotz der Verluste bei der Tagesreichweite, das zentrale Audiomedium auf dem Markt: 68 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren hören täglich das lineare Radioprogramm. Diese Marktstellung wird eindrucksvoll durch die tägliche Nutzungsdauer belegt: Gemessen an dieser ist das Radio für 75 Prozent der gesamten Audionutzung verantwortlich. Die non-lineare Audionutzung steigt weiter und kann stellenweise starke Gewinne verzeichnen: Zeitversetztes Radio, Podcasts und Musik über YouTube verdoppelten die Tagesreichweite nahezu. Der Trend aus dem Jahr 2021 setzt sich somit fort und der Markt wird digitaler.

Vor dem Hintergrund der noch immer anhaltenden Corona-Pandemie und methodischer Änderungen in der vorliegenden Studie bleibt abzuwarten, wie stark sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzen wird und ob es eine stärkere Verschiebung vom linearen Radio zu digitalen zeitversetzten Audioformen geben wird. Nach derzeitigem Stand gibt es keinen Grund zur Annahme, dass das klassische Radiohören in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wird. Gleichzeitig können On-Demand-Angebote wie Podcasts und digitale Verbreitungswege eine große Chance für Radiosender sein, ihr Produktportfolio sinnvoll zu erweitern und auf diese Weise neue Zielgruppen zu erreichen.

MP 9/2022, S. 439-445



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