Heft 3

Camille Zubayr/Denise Haddad/Lea Hartmann

Tendenzen im Zuschauerverhalten

Nutzungsgewohnheiten und Reichweiten im Jahr 2021

Im zweiten Corona-Jahr ist der Fernsehkonsum – dem langjährigen Trend folgend – wieder gefallen, diesmal aber nur moderat: 2021 verbrachte die deutschsprachige Bevölkerung im Durchschnitt 213 Minuten mit dem klassischen Fernsehen. Das sind zwar sieben Minuten weniger als noch im Jahr 2020, aber noch immer zwei Minuten mehr als 2019. Hier lassen sich Wirkzusammenhänge in Bezug auf aktuelle Ereignisse feststellen: Denn die Zahl der fernsehenden Menschen lag 2020 und 2021 zu fast jeder Tageszeit über den Werten von 2019 – insbesondere am Vorabend und am Hauptabend, was auch stark mit dem Nachrichtenkonsum zusammenhängt. Die anhaltende Corona-Krise und die Bundestagswahl sind nur zwei von vielen Ereignissen, die zu diesem Informationsbedarf beitrugen.

Die Ereignislage nahmen die Privatsender zum Anlass, neue Formate wie „Zervakis & Opdenhövel. Live“ bzw. mit BILD neue Sender einzuführen. Insgesamt deckte aber das TV-Publikum den mit Abstand größten Teil seines Informationskonsums bei öffentlich-rechtlichen Sendern. In den unterhaltenden Genres traten 2021 viele Shows wieder auf die Bildfläche, die bereits vor vielen Jahren aus dem Programm genommenen wurden. Die erfolgreichste unter ihnen war eine Ausgabe von „Wetten, dass..?“, die über 14 Millionen Menschen einschalteten. Bei Filmen und Serien hat der Stellenwert von Krimis weiter zugenommen. Fast jede zweite fiktionale Sehdauerminute gilt inzwischen Kriminalfilmen oder -serien. Auch der TV-Sportkonsum hat 2021 wieder an Bedeutung gewonnen, nachdem 2020 zahlreiche Ereignisse und damit auch die TV-Übertragungen ausgefallen sind. Dennoch bleiben die Reichweiten insbesondere von Sportereignissen, deren Attraktivität auch von der (Zuschauer-)Stimmung vor Ort geprägt ist, bisweilen hinter dem bis 2020 bekannten Niveau zurück.

Deutlich hinzugewonnen hat hingegen die Nutzung der Sendermediatheken. Ihr Publikum ist erkennbar jünger als das lineare TV-Publikum. Am stärksten nachgefragt werden Filme und Serien. Sowohl linear als auch non-linear sind ARD und ZDF unter den klassischen Rundfunkveranstaltern die meistgenutzten Anbieter. Die bei den jüngeren Menschen in den letzten Jahren dokumentierte rückläufige TV-Nutzung hat sich 2021 fortgesetzt. Die lineare TV-Mindernutzung wird jedoch nicht mit den Sendermediatheken ausgeglichen.

MP 3/2022, S. 92-104



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