Heft 6

Horst Röper

Zeitungsmarkt 2022: weniger Wettbewerb bei steigender Konzentration

Daten zur Konzentration der Tagespresse im I. Quartal 2022

Die Marktanteile der zehn auflagenstärksten Verlagsgruppen sind seit 2020 weitgehend konstant geblieben. Ähnliches gilt für die jeweils fünf größten Anbieter auch in den Teilmärkten der Abonnementzeitungen, 38,0 gegenüber 38,2 Prozent in 2020, und der Kaufzeitungen. Bei Letzteren umfasst die Konzentrationsrate mit 98,5 Prozent (2020: 96,7 %) praktisch die gesamte Teilbranche. Nur bei einer Position hat sich die Führungsriege der auflagenstärksten Verlagsgruppen verändert: DuMont ist aus den Top-Ten ausgeschieden, während die Verlagsgruppe um die Passauer Neue Presse erstmals berücksichtigt wurde. Führend bleibt die Gruppe um die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH) in Stuttgart, die ihren Anteil bei den Abonnementzeitungen sogar leicht auf 13,4 Prozent erhöhte.

Die Daten zeigen auch, dass es den großen Verlagsgruppen in einem von nachlassender Nachfrage geprägten Markt nicht besser gelingt als kleinen Verlagen, ihre Produkte zu verkaufen. Andernfalls müssten ihre Marktanteile insgesamt steigen. Die Marktdurchdringung ist allerdings nur ein Kriterium für den wirtschaftlichen Erfolg von Zeitungsunternehmen und damit nur bedingt aussagekräftig für die Stabilität der Unternehmen, die zudem fast ausnahmslos den Wandel vom monomedialen zum multimedialen Anbieter längst vollzogen haben.

Offensichtlich schlägt sich der Konzentrationsgrad der Tagespresse zunehmend auch auf Papier und damit in den Inhalten nieder: Denn insbesondere innerhalb der Verlagsgruppen wird das Angebot der Zeitungen immer ähnlicher, weil wachsende Teile der Berichterstattung aus zentralen Redaktionen titelübergreifend erstellt werden. Zudem stützen sich immer mehr Verlage außerhalb der großen Verlagsgruppen auf Zulieferungen redaktioneller Teile von diesen. Auch für die Lokalberichterstattung gilt, dass die Vielfalt des Angebots schwindet, weil Zeitungsverlage durch die Aufgabe oder den Tausch von Verbreitungsgebieten Wettbewerbsstellungen aufgeben. Derzeit gilt dies insbesondere für Hessen.

MP 6/2022, S. 295-318



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