Dynamische Entwicklung der Bewegtbildnutzung
Ergebnisse der ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2022
Die Videonutzung bleibt im Alltag der Menschen in Deutschland allgegenwärtig, und der Bewegtbildmarkt ist von großer Dynamik geprägt. Regelmäßig (d.h. mindestens wöchentlich) wird fast die gesamte Bevölkerung erreicht, 88 Prozent sogar täglich. Dabei werden die Ausspielwege in Angebot und Nachfrage immer vielfältiger. Die hohen Nutzerzahlen für Bewegtbild aus den Corona-Jahren werden zwar im Jahr 2022 nicht ganz erreicht, dennoch ist das Gesamtniveau mit 214 Minuten täglicher Nutzungsdauer deutlich höher als vor fünf Jahren. Das lineare Fernsehen dominiert weiterhin, aber eine Tendenz zu stetig wachsender zeitsouveräner Bewegtbildnutzung ist unverkennbar. Dies gilt inzwischen auch für ältere Zielgruppen.
Erstmals in der Zeitreihe der Repräsentativstudie Massenkommunikation Trends ist die jüngste Altersstufe der 14- bis 29-Jährigen mit 94 Prozent die Gruppe mit der höchsten täglichen Videoreichweite über alle Plattformen hinweg. War in vergangenen Befragungswellen vor allem die Zuwendung zum linearen Fernsehen das prägende Merkmal, um eine hohe Tagesreichweite zu generieren, so haben nun die digitalen Quellen (Netflix, YouTube, TikTok u.a.) in der jungen Zielgruppe für eine Überkompensation der vorhandenen linearen Verluste gesorgt. Offensichtlich füllen die Streamingdienste neben der zeitsouveränen Zugänglichkeit auch eine inhaltliche Angebotslücke auf. Zusätzlich erweitern Soziale Netzwerke das Repertoire an konsumierbaren Videoinhalten. Folglich wandeln sich auch die Fernsehsender immer mehr zu plattformübergreifenden Bewegtbildanbietern.
Hinzu kommt, dass sich der Markt der Streamingdienste offenbar in einer neuen Phase befindet: Nach jahrelangem, stetigem Nutzerwachstum und immer neuen Diensten deutet sich sowohl auf Angebotsseite als auch auf Nutzungsebene eine erste Konsolidierungsphase an. Dies wirkt sich auf die Nutzungsintensität für Streamingdienste aus, während der Videokonsum auf Social Media und in den Mediatheken angestiegen ist. Je jünger die Menschen, desto markanter ist diese Verschiebung.
MP 9/2022, S. 425-438
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