Heft 9

Claudia Hess/Thorsten Müller

ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2022: Mediennutzung im Intermediavergleich

Aktuelle Ergebnisse der repräsentativen Langzeitstudie

In den vergangenen beiden Jahren hatten die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie prägenden Einfluss auf das Mediennutzungsverhalten der Menschen. Welche Gewohnheiten werden bleiben und als permanent geänderter Medienkonsum die Krise überdauern? Beim Ukraine-Krieg zeigen die empirischen Daten, dass dieser in Deutschland bisher offenbar nur wenig Einfluss auf die Nutzung von Video-, Audio- und Textangeboten hatte. Einen punktuell deutlich stärkeren Einfluss auf die Ergebnisse nahm die Modernisierung der Erhebungsmethode der ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends: die teilweise Erhebung der Daten per Online-Fragebogen. Vor allem kürzere Nutzungsvorgänge werden dadurch besser erinnert.

Wie die aktuellen Daten zeigen, verlaufen die Entwicklungen gegenüber dem Vorjahr für die drei Mediengattungen unterschiedlich: Video bleibt mit knapp 90 Prozent Tagesreichweite stabil auf dem sehr hohen Niveau von 2021, Audio verliert gegenüber dem Vorjahr 5 Prozentpunkte und Text legt gegenüber den Vorjahren deutlich zu. Die unter 30-Jährigen sind mittlerweile die Altersgruppe mit der höchsten Bewegtbild- Tagesreichweite, im vergangenen Jahr waren dies noch die ab 70-Jährigen.

Die nicht-lineare Nutzung steigt im Audio-, vor allem aber im Videobereich an. Nach dem mittleren Alterssegment integrieren nun auch immer mehr Nutzerinnen und Nutzer jenseits des 50. Lebensjahrs Video- Streamingdienste und Mediatheken in ihren Alltag.

Das lineare Radioprogramm verfügt – ebenso wie TV – nach wie vor über eine extrem große und stabile Anzahl regelmäßiger Nutzer. Dennoch lässt sich erkennen, dass es für viele – insbesondere Jüngere – nicht mehr selbstverständlicher Alltagsbegleiter ist. Neben dem gattungsübergreifenden Wettbewerb zu Video spielt hierbei die Binnenverteilung mit zeitversetzt genutzten Audiobeiträgen eine Rolle. Podcasts und zeitsouverän nutzbare Radiobeiträge gehören für immer mehr Menschen zum Alltag. Zu jenem Alltag zählen auch die Social-Media-Plattformen, deren Bedeutung für das Lesen von Texten und das Anschauen von Videos in der aktuellen Studie belegt wird.

MP 9/2022, S. 414-424



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