MP 19/2023: ARD-Forschungsdienst: Diversität in Medienangeboten

ARD-Forschungsdienst/Uli Gleich

Diversität in Medienangeboten

Aktuelle Studien zur Repräsentanz verschiedener Bevölkerungsgruppen 

In den Medien spiegelt sich das Thema Diversität zum einen in der Vielgestaltigkeit des Angebots wider, aber auch in Bezug auf die Medieninhalte selbst. Der ARD-Forschungsdienst stellt zu dieser Thematik aktuelle Studien vor. Unter anderem wurde in einer Studie festgestellt, dass die Verteilung von Geschlecht und Alter im deutschen Fernsehprogramm nach wie vor kein repräsentatives Abbild der Bevölkerung wiedergibt: Frauen sind insgesamt unterrepräsentiert, ebenso wie Kinder und Senioren. Weitere Analysen ergaben, dass gerade ältere Frauen doppelt diskriminiert sind und dass auch verschiedene ethnische Gruppen nicht in einer realistischen Vielfalt abgebildet werden. Außerdem wird teils ein unrealistisches Bild des Alterns erzeugt, das eher problematische (z.B. prekäre) Lebensbedingungen von Senioren kaum berücksichtigt.

Stereotype Darstellungsweisen können positiven und negativen Einfluss auf Einstellung des Publikums haben

Die Darstellung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen können sowohl positive als auch negative Effekte haben, wie sich in einer weiteren Studie herausstellte. Die intensivere Rezeption von und Beschäftigung mit Frauen-Fußball (hier im Kontext der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2019) korrelierte insbesondere bei männlichen Zuschauern mit einer weniger stereotyp geprägten Einschätzung der Fähigkeiten und Möglichkeiten von Frauen. Autoren einer anderen Untersuchung fanden dagegen heraus, dass nicht-stereotype, maskuline Darstellungen von männlicher Homosexualität eher negative Konsequenzen auf die Einstellungen männlicher Zuschauer hat, weil sie offensichtlich eine Identitätsbedrohung darstellen.

Framing spielt große Rolle bei der Rezeption von Personen in den Medien

Die Darstellung von Personen mit mentaler Einschränkung bzw. Erkrankung sehen die Autoren einer weiteren Studie kritisch. In den untersuchten Programmen, die an Kinder gerichtet waren, überwogen Darstellungen, die solche Personen als bedrohlich und gefährlich zeigten. Solche Assoziationen können die Einstellungen und Verhaltensabsichten von Zuschauern ungünstig beeinflussen. Ähnliche Effekte wurden im Zusammenhang mit der Darstellung von Immigranten und Geflüchteten nachgewiesen. Je nachdem, wie diese Gruppe in der Berichterstattung beschrieben („geframed“) wurde, stellte man mehr oder weniger positive bzw. negative Einstellungen der Rezipientinnen und Rezipienten fest. Für eine weitere Studie wurden Personen jüdischen Glaubens zu ihrer Wahrnehmung der Berichterstattung über Themen, die Juden betreffen (z.B. Antisemitismus, Israel), befragt. Die Interviews offenbarten diverse Kritikpunkte an der aktuellen Berichterstattung und unter anderem den Wunsch der stärkeren Fokussierung auf Alltagskultur und „Normalität“.

Wichtig ist laut den Autoren einer weiteren Studie, die Frage nach Diversität in den Medien nicht nur anhand quantitativer Informationen über den (repräsentativen oder nicht-repräsentativen) Anteil von Angehörigen von Minderheiten zu diskutieren. Viel wichtiger sei, wie solche Gruppen dargestellt werden, in welchen Kontexten sie thematisiert und beschrieben werden, welche Eigenschaften ihnen zugeschrieben werden und wie sie mit anderen interagieren.

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