MP 9/2024: Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen 2023

Oliver Quiring/Marc Ziegele/Tanjev Schultz/Nayla Fawzi/Nikolaus Jackob/Ilka Jakobs/Christian Schemer/Daniel Stegmann/Christina Viehmann

Zurück zum Niveau vor der Pandemie - Konsolidierung von Vertrauen und Misstrauen

Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen 2023

Kurz und Knapp

  • 44 Prozent der deutschen Bevölkerung vertrauen den Medien, 31 Prozent vertrauen „teils, teils“.
  • Damit ist das Medienvertrauen der Deutschen gegenüber 2022 moderat gesunken – in einzelnen Aspekten nähert es sich dem Niveau vor der Corona-Pandemie an.
  • Der öffentlich-rechtliche Rundfunk genießt weiterhin das höchste Vertrauen von allen Mediengattungen.
  • Auch andere etablierte Medien rangieren vorn. Weniger vertraut wird Onlinequellen und dem privaten Rundfunk.

 

Stabile Zustimmung zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk

In der mittlerweile neunten Befragungswelle der Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen wurde erneut das Vertrauen der Bevölkerung in die Medien sowie verschiedene andere Institutionen untersucht. Dabei zeigte sich, dass das Gesamtvertrauen der deutschen Bevölkerung in die Medien – nach höheren Werten während der Corona-Pandemie - 2023 leicht sank und sich mit 44 Prozent dem Niveau des letzten Vor-Pandemie-Jahres 2019 annäherte. Im Vergleich zu anderen Institutionen lag das Vertrauen in die Medien im Mittelfeld. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen genoss von allen Mediengattungen weiterhin das höchste Vertrauen (64 Prozent, + 2 %-Punkte). Dagegen vertrauten nur 22 Prozent der Menschen dem Privatfernsehen. Recht stabil verhielt es sich mit Lokal- und Regionalzeitungen sowie überregionalen Zeitungen, die mit ihren Zustimmungswerten nur geringfügig hinter dem des öffentlich-rechtlichen Fernsehens lagen. Das Vertrauen in Onlineangebote sank erneut. Gerade einmal 2 Prozent vertrauten noch Nachrichten aus Sozialen Netzwerken.

Vertrauen in kontrovers diskutierte Themen sank deutlich

Das Vertrauen in die Berichterstattung über komplexe bzw. kontrovers diskutierte Themen wie den Klimawandel, das Thema Flucht und Vertreibung oder AfD ist erneut, teils deutlich, gesunken. Die Herausforderungen, die Menschen im Umgang mit diesen Themen bzw. deren öffentlichen Diskussion haben, scheint die Skepsis der Bürgerinnen und Bürger besonders zu fördern.

Medienzynismus stieg weiter an

2023 stiegen die Einstellungswerte, die den „Medienzynismus“ umschreiben und sich vor allem durch die Ablehnung des gesamten Mediensystems und die Nähe zu Verschwörungserzählungen auszeichnen, erneut.

Auch die Wahrnehmung der Entfremdung zwischen der Medien- und der Alltagswelt der Menschen nahm leicht zu und näherte sich dem Vor-Pandemie-Niveau an. Obwohl nach wie vor eine Mehrheit der Bevölkerung nicht der Meinung sind, dass Journalistinnen und Journalisten den Kontakt zur Bevölkerung verloren haben oder von oben auf die Bevölkerung schauen, stieg der Anteil derjenigen, die so empfanden. Den größten Anstieg gab es bei Aussage, dass Journalistinnen und Journalisten anders über Politik denken als sie selbst. 28 Prozent fanden, dass dem so ist, ein gutes Drittel der Bevölkerung empfindet nicht so, ein weiteres Drittel findet, dass dies teilweise zutrifft.

Erstmals Aspekte zur Medienleistung abgefragt

Erstmals abgefragt wurden Aspekte zur Medienleistung, die sich aus der öffentlichen Aufgabe der Medien ergeben, wie z.B. die Bevölkerung mit Informationen zu versorgen, zur Meinungsbildung aktiv beizutragen, Kritik und Kontrolle über Mächtige auszuüben oder für gesellschaftliche Teilhabe zu sorgen. Die Mehrheit der Bevölkerung sah die öffentliche Aufgabe der Medien erfüllt.

 



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