Frankfurt am Main, 3. Dezember 2020
Mediennutzung und Berichterstattung in der Corona-Krise
Fachzeitschrift „Media Perspektiven“ stellt vier aktuelle Studien vor
Die seit dem Frühjahr 2020 andauernde Corona-Krise beeinflusst das Leben der Bevölkerung in Deutschland auf vielfältige Weise. Die Fachzeitschrift „Media Perspektiven“ stellt in ihrer aktuellen Ausgabe vier Studien vor, die speziell die Veränderungen in der Mediennutzung und der Medienberichterstattung im Fokus haben. Eine Sonderauswertung der ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie belegt, wie sich mit dem Lockdown ab März der Alltag vieler Menschen veränderte: Der Anteil der Berufsarbeit zu Hause („Homeoffice“) stieg, während außerhäusliche Aktivitäten, soziale Kontakte und die Mobilität insgesamt deutlich abnahmen. Es wurde mehr Zeit mit Medien verbracht, aber nicht alle Medien konnten davon in gleicher Weise profitieren. Insbesondere das lineare Fernsehen wurde während des Lockdowns intensiver genutzt als zuvor, auch die Buchlektüre nahm zu.
Eine Panelbefragung der Universitäten Mainz und Düsseldorf zeigt: Je nachdem, woher die Bürgerinnen und Bürger ihre Information hauptsächlich bezogen, prägten die gewählten Informationsquellen das Bild von der Corona-Krise. Je mehr die Menschen auf Informationen der etablierten Medien, vor allem des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zurückgegriffen haben, desto eher hatten sie den Eindruck, dass die Gesellschaft in der Krise zusammenhält Die Nutzung alternativer Nachrichtenangebote und einflussreicher Onlinekommunikatoren ging einher mit der Wahrnehmung einer angsterfüllten und dramatisierten öffentlichen Debatte.
Eine von der TU Ilmenau und der Universität Bern entwickelte Typologie der deutschen Bevölkerung, die nach „Kritikern“ und drei unterschiedlichen Gruppen von „Unterstützern“ der staatlichen Corona-Politik differenziert, kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Unterstützergruppen der Corona-Berichterstattung in den Medien stärker vertrauen als die Kritiker. Bei den Kritikern hingegen ist die Themenverdrossenheit deutlich höher ausgeprägt. Die Typen unterscheiden sich demnach weniger darin, wie sie die Medien nutzen, als in der subjektiven Wahrnehmung der „Corona-Welt“ und der Medienberichterstattung.
Die Analyse des Umfangs der Corona-Berichterstattung in ARD/Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 zeigte, dass in den vier untersuchten Hauptnachrichtensendungen und zwei Nachrichtenmagazinen zwischen Januar und September 2020 mehr als die Hälfte der Sendezeit auf Beiträge zum Themenbereich Corona entfiel. Speziell in den Hauptnachrichten betrug der Anteil von Corona-Themen an der Sendezeit phasenweise über 90 Prozent. Zusätzlich wurden in den vier Programmen rund 46 Sendestunden mit aktuellen Sondersendungen zur Pandemie ausgestrahlt. Knapp 80 Prozent davon entfielen auf Sendungen des Ersten und des ZDF.
Die Ergebnisse der vier Studien sind auf www.media-perspektiven.de verfügbar.