Heft 8

Udo Reiter

Die Strategie der ARD im digitalen Zeitalter

Ziel der Integration aller in die neue Informationsgesellschaft

Der Autor beschreibt die gegenwärtigen Entwicklungslinien der digitalen Integration, dem Zusammenwachsen von Fernsehen und neuen (Internet-)Diensten, und fragt nach deren Perspektiven, Wirkungen und Sinnhaftigkeit. Viele bisherige Mißerfolge seien einem Mangel an Inhalten geschuldet. Digitales Fernsehen hebe zwar die Knappheit der Programme auf, während sich die Knappheit der Inhalte noch verstärke, wodurch attraktive Inhalte weiter verteuert würden. In Deutschland müsse digitales Fernsehen zudem mit einem großen Free-TV-Angebot konkurrieren, so daß es nur dort erfolgversprechend erscheine, wo es dem Publikum einen klaren Mehrwert bietet. Auch mit Blick auf neue (Internet-) Dienste kommt der Autor zu dem Schluß, daß der digitalen Integration bisher ein zusammenhängender Entwurf der Informationsgesellschaft fehlt. Die Massenkommunikation tendiere dazu, immer kleinere Gruppen zu erreichen. An die Stelle des öffentlichen Diskurses trete die Kommunikation kleiner Gruppen untereinander, wobei der Zugang zudem oft nur bei Zahlung zusätzlicher Entgelte möglich sei. Innerhalb dieser Entwicklung komme dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Aufgabe zu, alle Gruppen in die neue Informationsgesellschaft zu integrieren. Unter dem Motto "Vernetzen statt Versparten" nimmt die ARD zur Internationalen Funkausstellung ihren digitalen Probebetrieb auf. Zum Angebot gehören zunächst die simultane digitale Ausstrahlung aller von der ARD (mit) veranstalteten Fernsehprogramme sowie drei mit den digitalen Möglichkeiten neu zusammengestellte Fernsehangebote (MuXx, Extra, Festival). Ein elektronischer Programmführer mit dem sogenannten Lesezeichen erlaubt es dem Zuschauer, ein persönliches Programm nach seinen Interessen zusammenzustellen. Alle digitalen Angebote - darunter auch zehn Hörfunkprogramme und ein Onlinekanal - können von den Zuschauern mit der notwendigen Set top box ohne zusätzliches Entgelt genutzt werden.

MP 8/1997, S. 410-414



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