Filmkritiker und Publikum: Diskrepanzen und Übereinstimmungen
Ergebnisse einer Befragung von Filmrezensenten und Kinogängern
Der Beitrag berichtet über eine Befragung von 150 Filmkritikern deutscher Tageszeitungen, die u.a. Kriterien ermittelte, nach denen Filmkritiker ihre Rezensionen schreiben. Deutlich wird, daß sich unter den Kritikern im journalistischen Alltag ein Bündel von Elementen herausgebildet hat, die für Filmkritiken übereinstimmend als relevant erachtet werden. Dies sind in erster Linie Angaben zum Filminhalt und die kritische Bewertung des Films, daneben Aussagen über die Arbeit von Regisseur und Darstellern. Für die Beurteilung eines Films ziehen die Kritiker nach eigenen Angaben folgende Kriterien heran: Die Leistungen von Regie und Akteuren, den Unterhaltungswert des Films, seine Dramaturgie und seine Schlüssigkeit sowie die Ästhetik des Films. Als Hauptfunktionen der Filmkritik bezeichnen die Autoren vor allem Service und Entertainment, Adressaten der Beiträge sind Zeitungleser bzw. Kinogänger; aber über die Hälfte der Autoren gibt an, auch für sich selbst zu schreiben. Konfrontiert man die Auffassungen der Kritiker mit den Erwartungen des Kinopublikums (ermittelt anhand einer exemplarischen Befragung von 225 Kinogängern), so zeigen sich Diskrepanzen vor allem bei den einordnenden und bewertenden Elementen: Während Filmkritiker ihrem Selbstverständnis nach die Beurteilung eines Films und seine filmhistorische oder -ästhetische Einordnung hoch ansiedeln, ist das Publikum in erster Linie an Informationen über den Inhalt interessiert. Die größte Rolle für ihre Filmauswahl spielen nach den Aussagen der befragten Kinogänger die Filmwerbung in den Medien (86 %) und Freunde und Bekannte (80 %), Filmkritiken in den Printmedien rangieren mit 51 Prozent an vierter Stelle.
MP 3/1997, S. 133-140
- Download Volltext 544 KB, pdf
Zurück zur Übersicht