Hörfunk: Dauergast zur Information und Unterhaltung
Sonderauswertungen zur Langzeitstudie Massenkommunikation
Im Gegensatz zum Fernsehen, bei dem sich eine deutliche Entwicklung zum Unterhaltungsmedium abzeichnet, erweist sich der Hörfunk für die Mehrheit seiner Nutzer nach wie vor als umfassendes Medium zur (aktuell-politischen) Information wie auch zur Unterhaltung. Stärker als beim Fernsehpublikum zeigt sich beim Hörfunkpublikum eine Polarisierung nach Programmtypen; Wanderungen zwischen den Angeboten des öffentlich-rechtlichen und des privaten Hörfunks sind selten. Exklusivhörer der öffentlich-rechtlichen Radioprogramme sind formal höher gebildet und politisch stärker interessiert als die Exklusivhörer der Privatprogramme. Obwohl die Zahl der Hörfunkangebote eine mindestens ebenso starke Expansion erfahren hat wie die des Fernsehens, unterscheidet sich der Umgang mit dem erweiterten Programmangebot beider Medien deutlich. Im Durchschnitt nutzen die Bundesbürger ein bis zwei Radioprogramme pro Tag, was auf eine hohe Programmtreue hinweist. Gleichzeitig ergeben sich neue Konkurrenzbeziehungen des Hörfunks zum Fernsehen, so daß das Radio vor allem bei jungen Bundesbürgern als Unterhaltungsmedium an Attraktivität eingebüßt hat und gleichzeitig weniger stark als aktuell-politisches Informationsmedium betrachtet wird. Wie die Studie zeigt, nutzen informationsorientierte Hörer und Mischnutzer stärker öffentlich-rechtliche Angebote, während sich das primär unterhaltungsorientierte Radiopublikum fast ebenso öffentlich-rechtlichen wie privaten Programmen zuwendet.
MP 11/1997, S. 612-618
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