Heft 11

Christof Barth/Thomas Münch

Hörfunk im Internet

Angebotsformen und Entwicklungschancen in den USA und in Deutschland

Die Nutzung von Internetradio als Massenmedium wird gegenwärtig durch eine mangelnde Tonqualität und in Deutschland zusätzlich durch hohe Leitungskosten erschwert. Zahlreiche Hörfunkstationen haben in den letzten Jahren damit begonnen, die neuen Möglichkeiten der Onlinemedien als Ergänzung des eigenen Programmangebots auszuloten. In diesem Zusammenhang wurden auch Experimente zur Übertragung von Audiosignalen über das Internet getestet, wobei hier eine weitere Schwachstelle darin besteht, daß seltener mehr als ein paar hundert Nutzer die Signale gleichzeitig hören können. Zwei Drittel der weltweit über 790 Hörfunkanbieter im Internet (Webcaster) stammen aus den USA. Trotz teilweiser Finanzierung durch Anzeigen, Werbespots und Sponsoring gelingt es nur wenigen Veranstaltern, mit ihrem Webangebot profitabel zu sein. In Deutschland gibt es bisher keine reinen Internetradios, während weltweit fast 10 Prozent der Webcaster nur für das Internet produzieren. Internetradios dienen hierzulande vor allem als Experimentierfeld, bis neue Verbreitungswege erschlossen sind. Schwerpunktmäßig vertreten sind informationsorientierte Anbieter wie B5 aktuell und Deutsche Welle, aber es gibt auch Musikprogramme, die eher jüngere Zielgruppen ansprechen. Fast alle Anbieter präsentieren nicht nur ihr Programm, sondern auch darüber hinausgehende Informationen, die zum Beispiel mit virtuellen Studiotouren kombiniert sind. Auch Formen der Interaktivität zwischen Machern und Hörern und zwischen den Hörern sind im Angebot, während sich Radio on demand noch am Anfang der Entwicklung befindet. Sowohl die Kreativität der Produzenten als auch die Nutzungszahlen der Hörer halten sich jedoch in engen Grenzen, so daß Internetradio den Hörfunk nicht verdrängen, sondern allenfalls ergänzen wird.

MP 11/1997, S. 619-626



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