Heft 7

Beate Schneider/Wiebke Möhring/Dieter Stürzebecher

Lokalzeitungen in Ostdeutschland - Strukturen, publizistische Leistung und Leserschaft

Ergebnisse eines Forschungsberichts für das Bundesministerium des Innern

Der Beitrag berichtet über eine dreiteilige Studie, die im Auftrag des Bundesministeriums des Innern das Lokalzeitungsangebot, die publizistische Leistung und die Leserschaft in den Gebieten Ostdeutschlands außerhalb der Ballungsräume und Großstädte untersuchte. Die wichtigsten Ergebnisse: Die kurzzeitige Zeitungsvielfalt nach der Wende wurde inzwischen meist von örtlichen Monopolen abgelöst, wobei die ehemaligen SED-Bezirkszeitungen eine dominierende Marktstellung einnehmen. Demgegenüber ist das Angebot neugegründeter Titel wieder enorm geschrumpft, so daß nur noch 13 Prozent aller Bürger in den untersuchten Gebieten eine Wahlmöglichkeit zwischen einer traditionellen und einer neuen Abonnementzeitung haben. Eine Inhaltsanalyse ergab, daß die Lokalberichterstattung in ostdeutschen Zeitungen durchschnittlich geringer als in westdeutschen ist, wobei die Themenstruktur sich ähnelt. Im Osten liegt allerdings ein deutlicher Berichterstattungsschwerpunkt beim Thema Stadtentwicklung/Stadterneuerung, und die Beiträge sind insgesamt stärker politisiert. Auch bringen die ostdeutschen Zeitungen etwas mehr kommentierende lokalbezogene Beiträge. Neugegründete Zeitungen und solche, die mit einem konkurrierenden Blatt im Wettbewerb stehen, bieten mehr Lokales als Monopolzeitungen. Leserinterviews bestätigen die Zeitung als wichtigstes lokales Medium, wobei Monopolzeitungen tendenziell schlechter bewertet werden als konkurrierende Blätter. Politisch Interessierte und lokal Orientierte nutzen die Zeitung am intensivsten. Zukunftsprobleme können dem Medium Zeitung aus dem Befund erwachsen, daß rund 60 Prozent der Befragten ein nur geringes oder kein politisches Interesse zeigen - ein wichtiges Motiv für die Zeitungsnutzung - und dieses mangelnde Interesse bei den unter 40jährigen noch häufiger anzutreffen ist. Gerade die Jüngeren zeigen aber auch eine unterdurchschnittliche Nutzung und Bewertung der Zeitungen.

MP 7/1997, S. 378-390



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